Inhaftierter Burgenländer trat in Ägypten in den Hungerstreik

Hannes F. sitzt seit vier Jahren im Gefängnis in Ägypten.
Familie versucht Piraten-Jäger nach vier Jahren erneut aus der Haft zu bekommen. Vom Außenministerium fühlt sie sich im Stich gelassen.

Vier Jahre schon lebt Hannes Führinger in der Hölle eines ägyptischen Gefängnisses. Seine Frau Lisa will dem 35-jährigen Burgenländer weitere drei Jahre ersparen. Da sie sich vom Außenministerium im Stich gelassen fühlen, unternimmt die Familie des ehemaligen Bundesheer-Soldaten mit der Hilfe von Facebook und Co. einen neuen Anlauf, um ihn aus dem Gefängnis zu bekommen. Um auf sein Schicksal aufmerksam zu machen, trat der ohnedies körperlich schwer gezeichnete Mann am Sonntag in einen Hungerstreik.

Die Geschichte des Burgenländers und Ex-Securitys hat 2011 in Ägypten und Österreich für Schlagzeilen gesorgt. Führinger reiste mit vier alten Weltkriegskarabinern im Gepäck nach Ägypten, um an Bord eines italienischen Frachtschiffes anzuheuern. Die Waffen sollten der Schiffsbewachung im Piraten-bedrohten Indischen Ozean dienen. Nachdem er aber von der ägyptischen Botschaft in Wien auf sein Ersuchen nach einer Einfuhrgenehmigung keine Antwort erhalten hatte, wandte er sich direkt an die Behörden in Kairo. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellte. Dass er dabei an einen falschen Polizisten geriet und seine Einfuhrbewilligung gefälscht wurde, wusste er nicht.

Terrorverdacht

Hannes Führinger wurde am 2. November 2011 am Flughafen Kairo verhaftet, weil er für einen Terroristen gehalten wurde. Später wurde er wegen illegalen Waffenimports zu einer drakonischen Strafe von sieben Jahren Haft verurteilt. Alle diplomatischen Bemühungen, den 35-Jährigen frei zu bekommen, scheiterten.

Allerdings kritisiert Führingers Familie, dass kaum diplomatische Bemühungen von Seiten des Außenministeriums stattgefunden hätten. Im Fall des oberösterreichischen Arztes Eugen Adelsmayer beispielsweise sei sogar eine Delegation nach Dubai geflogen, um den Mediziner frei zu bekommen. "Soweit ist es bei uns gar nicht gekommen. Es ist zweifellos belegt, dass mein Mann unschuldig ist. Aber das hat im Außenministerium wenig Bedeutung", sagt Ehefrau Lisa F. verzweifelt.

Zuletzt habe sie ihren Mann im Mai im Gefängnis bei Kairo besucht. "Er erlebt seit vier Jahren tagtäglich die Hölle. Man kann sich kaum vorstellen, wie dramatisch und teilweise lebensbedrohlich die Situation ist. Jetzt geht es nur noch darum, dass er die Sache überlebt", schildert seine Frau dem KURIER. Die Haftbedingungen haben sich in den vergangenen Wochen dramatisch verschlechtert. "So, dass man sich wirklich um ihn Sorge machen muss."

45 Grad Hitze

Der 35-Jährige sitzt mit 30 Insassen in einer 17 großen Zelle – bei 45 Grad Celsius im Sommer. "Die Lebensmittel der Häftlinge werden vom Wachpersonal gestohlen, es gibt weder Wasser, noch Strom, geschweige denn medizinische Versorgung", schildert Lisa Führinger.

Die Familie überweist alle zwei Monate ein paar Hundert Euro, damit der Burgenländer im Gefängnis mit Lebensmitteln und dem Notwendigsten versorgt werden kann. "Die österreichische Botschaft ist extrem bemüht und besucht Hannes regelmäßig", erzählt die Ehefrau.

Via Facebook und mittels offenen Briefen hat sich die Familie sowie der in Wr. Neustadt (NÖ) ansässige Verein "Hoffnungsschimmer" an das Außenministerium gewandt. Auch ein Spendenkonto wurde eingerichtet. Die Facebook-Seite "Freedom für Hannes Führinger" hat innerhalb weniger Tage bereits 700 Unterstützer. Verzweifelt pochen sie auf diplomatische Hilfe und vor allem auf das Engagement von Minister Sebastian Kurz.

Außenamtssprecher Martin Weiß dazu: "Wir haben die Familie dabei unterstützt, ein Gnadengesuch an den ägyptischen Präsidenten zu richten. Außerdem gibt es einen Antrag auf Übernahme in den heimischen Strafvollzug. Beide Entscheidungen sind ausständig. Unsere Botschaft besucht den Häftling monatlich." In der Regel gibt es aber wenig Hoffnung, dass ein Land wie Ägypten den Verurteilten ausliefert. Zumal in Österreich die Strafe geringer ausfallen würde.

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