Im Finish wird auch Gerald Groß als Kandidat gehandelt

Die Idylle trügt, um das ORF Landesstudio Burgenland wird hinter den Polit-Kulissen heftig gerungen
Neue ORF-Bewerber: Schneeberger, Wagner, Schwarz; Herics überlegt

In knapp zwei Wochen, am 8. September, endet die Bewerbungsfrist für die Direktoren in der Wiener ORF-Zentrale und für die Chefs der neun Landesstudios. "Nach Einholung einer Stellungnahme des betreffenden Landes" (so steht es im § 23 des ORF-Gesetzes) macht der eben erst wiederbestellte ORF-General Alexander Wrabetz einen Personalvorschlag, bestellt werden die Direktoren dann am 15. September durch den 35-köpfigen Stiftungsrat. Dass er als Vertreter des Burgenlandes seine Stimme für Wrabetz mit einem Veränderungswunsch im Landesstudio Burgenland junktimiert habe, hat Stiftungsrat Martin Ivancsics heftig dementiert. Er war zehn Jahre lang Büroleiter von LH Hans Niessl.

Faktum ist: Das Burgenland ist besonders umkämpft. Am Sessel des seit 1998 am Eisenstädter Buchgrabenweg amtierenden Landesdirektors Karlheinz Papst wird heftig gesägt. Dass sich die regierende SPÖ einen Wechsel an der Spitze des wichtigsten Mediums im Land wünscht, ist kein Geheimnis mehr. Die Berichterstattung durch den ORF rund um die Landtagswahl hat den machtbewussten Roten offenbar nicht behagt. Wiewohl man sich als interessierter Beobachter angesichts dieses "Vorwurfs" die Augen reibt, denn dass der regionale ORF übertrieben SPÖ-kritisch berichtet hätte, wäre einem in den vergangenen Jahren nicht eigens aufgefallen.

Wie dem auch sei, unklar ist, ob vom Änderungswunsch auch Chefredakteur Walter Schneeberger erfasst wird, denn seine Position steht de jure nicht zur Disposition. Ob er politisch noch gewünscht wird, steht auf einem anderen Blatt. Ihn zu entfernen, wird schwierig. Kenner der Materie im Wiener ORF-Zentrum rätseln: "So etwas kommt bei uns ganz, ganz selten vor."

Der Mann, dem die besten Chancen eingeräumt werden, neuer Landesdirektor zu werden, hält sich weiter bedeckt: Er überlege noch, ob er sich bewerbe, sagte Werner Herics am Freitag auf KURIER-Anfrage. Der gebürtige Südburgenländer ist derzeit mit der Sanierung der Wiener ORF-Zentrale befasst, begonnen hat er seine vielfältige journalistische Karriere 1992 im ORF-Landesstudio.Dort träfe Herics auf gestandene Konkurrenten: Nachdem Papst schon vor zwei Wochen seine Anwartschaft bekundet hatte, erklärt jetzt auch Schneeberger, dass er eine Bewerbung vorhat. Desgleichen Programmchefin Gaby Schwarz, die seit 36 Jahren in verschiedenen Funktionen im Haus arbeitet: "Ich bewerbe mich", sagt sie. "Ich weiß, dass ich das kann und die Zeit ist reif für eine Frau an der Spitze". Gegen Papst wäre sie übrigens nicht angetreten. Definitiv eine Kandidatin ist auch Doris-Fennes-Wagner, Ex-Programmchefin und 20 Jahre Redakteurin im Aktuellen Dienst. Derzeit ist sie bundesweite Gleichstellungsbeauftragte im ORF. "Ich traue mir diesen Job zu", verweist sie auf ihre langjährige Erfahrung im Sender. Abgewunken hat indes die frühere ORF-Stiftungsrätin Brigitte Kulovits-Rupp: "Ich spiele nicht mit".

Ins Spiel gebracht wurde hingegen in den vergangenen Tagen ein gewichtiger Name: Der frühere ZiB-Anchorman Gerald Groß, der vor Schneeberger Chefredakteur im Landesstudio Burgenland war und sich 2011 nach mehr als 20 Jahren im ORF als Medienberater und -coach selbstständig gemacht hat und seither von Wien aus eine florierende Firma betreibt. Was sagt Ivancsics? "Ich weiß nicht, wer‘s wird".

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