Lebensmittel und Medikamente auf dem Prüfstand

Labor in Neutal
In Neutal wurde ein österreichweit einzigartiges Labor eröffnet, in dem festgestellt werden kann, woher ein Produkt kommt.

Frische Bio-Eier aus Freilandhaltung, Rindfleisch aus Österreich, Kernöl aus der Steiermark: Gerne greifen Konsumenten zu heimischen Produkten und zu solchen, die aus artgerechter Haltung stammen. Groß ist der Ärger, wenn der Kunde draufkommt, dass nicht das drinnen ist, was auf der Verpackung versprochen wird. Jüngster Anlass war der Pferdefleischskandal.

„Im Lebensmittelbereich wird weltweit am meisten betrogen“, weiß Bernd Bodiselitsch. Der Chemiker will für Sicherheit sorgen. Er hat mit der Imprint Analytics GmbH das erste kommerzielle Labor für die Analyse stabiler Isotope (siehe unten) in Österreich gegründet. In diesem Labor mit Firmensitz in Neutal werden Lebensmittel, Medikament und Kosmetikartikel genau unter die Lupe genommen.

Schadstoffquellen

Derzeit werden vorwiegend Lebensmittel von den insgesamt sechs Mitarbeitern getestet. Aber auch in Umweltangelegenheiten wird Imprint Analytics auf Wunsch tätig. „Wir stellen beispielsweise fest, wer eine Kontamination verursacht hat“, erklärt Bodiselitsch. In Regionen, in denen Landwirtschaft betrieben wird – wie auch im Burgenland –, kämen zu hohe Nitratwerte im Grundwasser vor. Mit Hilfe der Isotopenanalytik könne die Schadstoffquelle geortet werden.

Der Geschäftsführer will 2015 auch im medizinisch-diagnostischen Bereich tätig werden. Bodiselitsch führt auch ein Beispiel an. Statt einer Gastroskopie als Nachweis für den Heliobacter pylori, sollen Kunden die Möglichkeit haben, mittels Atemtest den Keim nachweisen zu lassen. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollen – ohne Blutabnahme – mittels Atemtest festgestellt werden. Als Klientel wolle man Allgemein- und Alternativmediziner gewinnen.

Die Kosten für die Analyse eines Produktes bewegt sich in der Größenordnung „ab ein paar hundert Euro“. Zu den Auftraggebern zählen Händler, Produzenten und Kontrollorgane. Dass der Konsument seine Lebensmittel in dem Labor überprüfen lässt, sei unwahrscheinlich.

Analyse durch Fingerabdruck

Die Imprint Analytics GmbH wurde Ende 2012 gegründet. Im Mai wurde die operative Geschäftstätigkeit gestartet. Das Labor in Neutal ist laut Geschäftsführer Bernd Bodiselitsch eines von acht kommerziellen in Europa.

In dem Labor steht ein multidisziplinäres und internationales Team, das sich aus erfahrenen Experten auf den gebieten der Isotopenanalytik, der Isotopenmarkierung und des Qualitätsmanagements zusammensetzt für Kunden und Partner der Firma zur Verfügung.

Möglich ist diese Analyse durch Isotope, die in der Natur vorkommen und die einem Lebewesen oder einer Pflanze einen unverwechselbaren Fingerabdruck verleihen. Jede Pflanze etwa nimmt durch Luft, Wasser oder Boden das Muster seiner Umgebung auf. Durch die Analyse des „Isotopen-Fingerabdrucks“ wird die Rückverfolgung zum ursprünglichen Herkunftsort möglich. Neben der Bestimmung von Herkunftsland, Region und Erzeugerbetrieb kann auch eindeutig festgestellt werden, ob es sich um ein Bioprodukt handelt und welche natürlichen oder synthetischen Zusätze enthalten sind. Außerdem können Rückschlüsse auf Produktionsverfahren gewonnen und Nachweise von Patentverletzungen erbracht werden.

Daneben eignen sich stabile Isotope auch zur gezielten Markierung von Produkten und Materialien. Dadurch können Produkte geschützt und differenzierbar gemacht werden, ihre Identität lässt sich so eindeutig zurückverfolgen.

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