"Fünf nach zwölf" für die Ortszentren

Die illusionistische Monumentalmalerei in der Kuppel der Bergkirche in Eisenstadt.
Während der Denkmalschutz im Burgenland gut funktioniert, werden die Ortsbilder zerstört.

"Wir können wirklich sensationelle Wandmalereien präsentieren", gibt sich Burgenlands Landeskonservator Peter Adam ganz begeistert im Hinblick auf den "Tag des Denkmals", der kommenden Sonntag österreichweit begangen wird.

Im Burgenland steht der Tag ganz im Zeichen von zum Teil monumentalen Wandmalereien in Kirchen sowie der bäuerlichen Architektur bzw. das was davon in Freilichtmuseen noch erhalten werden konnte. "Da ist ja fast alles zerstört worden", meint Adam.

Automatischer Abriss

Aber die Zerstörung ist noch nicht zu Ende. Was die Ortszentren bzw. generell das Ortsbild von Gemeinden betrifft, sei es im Burgenland nicht "fünf vor, sondern leider schon fünf nach zwölf", wie Adam beklagt. "Das gehört zwar nicht zu meiner Kernkompetenz, aber es ist mir einfach ein Herzensanliegen", sagt der Landeskonservator.

"Fünf nach zwölf" für die Ortszentren
Burgenlands Landeskonservator Peter Adam
Wohn- bzw. Bauernhäuser, sogenannte "anonyme Architektur", hätten unsere Kulturlandschaft mehr geprägt als Schlösser oder Burgen, ist Adam überzeugt. Dem "Automatismus des Abrisses alter Gebäude" in den Ortszentren habe er nicht viel entgegenzusetzen: "Das Problem ist, dass das vor allem den privaten Bereich betrifft. Die Leute, die ein altes Haus besitzen, wissen meist gar nicht, was sie da für einen Schatz haben."

Sensationen in Kirchen

Im Gegensatz dazu funktioniere die klassische Denkmalpflege im Burgenland "ganz gut". Gelungenstes Beispiel der letzten Zeit sind die freigelegten spätbarocken Wandmalereien in der Pfarrkirche Parndorf. "Die Kirche schaut jetzt ganz anders aus. Das ist eine Sensation und neben der Bergkirche in Eisenstadt eines der Hauptwerke für monumentale barocke Wandmalerei im Burgenland", erklärt Adam. Die Kosten mit mehr als 400.000 Euro (inklusive EU-Förderung) waren ebenfalls beachtlich, allerdings sei das Projekt "sehr aufwendig gewesen, mit sehr großen Deckenflächen".

Auch die Kirche von St. Georgen (Eisenstadt) erlebte eine "Metamorphose", da Malereien aus dem 18. Jahrhundert gefunden und restauriert wurden. Das dritte sakrale Projekt, das heuer abgeschlossen werden konnte, betrifft die Pfarrkirche von Mogersdorf. Hier wurden Wandmalereien aus dem 19. Jahrhundert gefunden. Das wenig überraschende Motiv: Die Schlacht von Mogersdorf 1664.

Die Denkmalschützer wollen am kommenden Sonntag das Augenmerk auch auf besonders alte Kirchen im Burgenland legen. In Goberling und Zahling stammt der Kernbau der Kirchen aus dem 9. Jahrhundert, einer Zeit, als das Gebiet des heutigen Burgenlandes vom Salzburger Bistum aus missioniert wurde.

Am Sonntag, 28. September, können Interessierte am „Tag des Denkmals“ kostenlose Blicke hinter historische Kulissen werfen.
In der Pfarrkirche Parndorf informiert Landeskonservator Peter Adam um 11 Uhr über die Fresken, die seit 2008 restauriert wurden. Um 15 Uhr steht ein Orgelkonzert auf dem Programm.
In St. Margarethen kann im Rahmen von Bummelzugfahrten (10 und 14 Uhr) viel über die – manchmal düsteren – Geschichten der Bildstöcke und Wegkapellen erfahren werden. Architekt Klaus-Jürgen Bauer führt in den Römersteinbruch und durch die Bildhauerunterkünfte (11, 14 und 16 Uhr). Um 15 Uhr gibt es eine Wanderung zur Kogelkapelle.
Wissenswertes über die Fresken in der Pfarrkirche St. Georgen wird nach der Messe um ca. 10.15 Uhr geliefert. Um 11.30 Uhr steht eine Wanderung zur St. Georgener Urrebe inklusive Picknick auf dem Programm.
In der Bergkirche Eisenstadt gibt es um 11.30 und 14 Uhr Führungen zum Thema „Illusion in der Kuppel“.
In der Kirche Goberling informiert Archäologe Franz Sauer um 10 und 14 Uhr über die „Kirchen des 9. Jahrhunderts im Burgenland“.
In der Pfarrkirche Mogersdorf kann man um 9.30 und 14 Uhr mehr über die Wandmalereien erfahren.
Gerhard Kisser, der Gründer des Freilichtmuseums Gerersdorf, wird über das Leben in den vor der Zerstörung geretteten Bauten berichten, um 11 und 16 Uhr. Um 14.30 Uhr präsentiert Walter Schmögner sein Buch „Nacht- und Tagbilder meiner Zeit“, begleitet von Harri Stojka und Band.
Im Künstlerdorf Neumarkt an der Raab (geöffnet 14 bis 17 Uhr) präsentieren Petra Werkovits und Peter Vukics Unterhaltsames aus ihrem Werk „Das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab“.
Das Landtechnikmuseum in St. Michael öffnet von 9 bis 17 Uhr seine Pforten und bietet eine Reihe von Spezialführungen für Groß und Klein.

www.tagdesdenkmals.at

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