FP-Hofer drängt ÖVP zu Proporz-Aus

Norbert Hofer, neuerdings mit Vollbart, ist die graue Eminenz bei Burgenlands Blauen
3. Nationalratspräsident sieht gute Chancen für Regierungsbeteiligung der Blauen nach Wahl 2015.

Nach dem Tief der Blauen rund um den Landesparteitag 2013, als Landesparteichef Hans Tschürtz am Rande des Rücktritts stand und eine Zerreißprobe drohte, ist FPÖ-Vizebundesparteichef Norbert Hofer jetzt "wieder sehr zufrieden" mit seiner Heimatorganisation. Die Partei sei "auf sehr gutem Weg", sagt der 3. Nationalratspräsident im KURIER-Gespräch. Natürlich würden nie "alle einer Meinung sein, aber wir sind ja nicht die SED".

Blau scheint derzeit Trumpf zu sein: Wenn der Proporz bleibt, "schafft die FPÖ aus eigener Kraft den Sprung in die nächste Landesregierung." Fällt der Proporz, sei sogar die Position des Landeshauptmann-Stellvertreters möglich, ist Hofer überzeugt. Er selbst sei eindeutig für die Abschaffung des Proporzes. "Dem Burgenland würde die klare Trennung zwischen Regierung und Opposition gut tun".

Kommt die FPÖ in die Regierung, sei Landesparteichef Tschürtz aus seiner Sicht der logische Kandidat, denn üblicherweise bekleide der Spitzenkandidat "die höchste Funktion". Hofer, der auch stellvertretender Landesparteichef ist, sieht seine Rolle in den nächsten Jahren im Parlament. "Aber ich bin ja noch nicht so alt", fügt der 43-jährige Pinkafelder hinzu.

ÖVP am Zug

Bei den derzeit laufenden Verhandlungen zur Verfassungsreform hänge es vor allem an der ÖVP, ob der Proporz eingemottet werden könne. Wenn die ÖVP nicht länger "Beiwagerl" in der Regierung sein wolle, sei sie gut beraten zuzustimmen. Das Risiko, ohne Proporz aus der Regierung zu fliegen, sei zwar "für SPÖ und ÖVP gleich groß, aber die Bedenken sind bei der Volkspartei viel stärker", glaubt Hofer.

Kommt es dann zur freien Regierungsbildung, würden die Inhalte über eine etwaige Regierungsbeteiligung der Blauen entscheiden. Eine Präferenz für SPÖ oder ÖVP sieht Hofer nicht. "Wir lassen das völlig offen". Er begrüßt aber die "Öffnung" der SPÖ in Richtung FPÖ – SPÖ-Landesrat Peter Rezar kokettierte auf Bundesebene mit der FPÖ, LH Hans Niessl will Parteimitglieder über Koalitionspartner im Land befragen.

Für Hofer entscheidet nicht nur Ideologie über eine Koalition, sondern auch Vertrauen, dass der Partner nicht jeden Fehler der anderen Partei eiskalt ausnutzt. Sein persönliches Verhältnis zu den Parteichefs von SPÖ und ÖVP, Hans Niessl und Franz Steindl? "Sehr gut", sagt Hofer prompt, "zu beiden".

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