"Existenzängste sind allgegenwärtig"

"Existenzängste sind allgegenwärtig"
Nach dem Aus für das Triumph-Werk verlieren 210 Mitarbeiter ihren Job. Ein Lokalaugenschein.

"Es war wie ein Totschlag", sagt Angela Nemeth. Seit sieben Jahren arbeitet sie im Werk des Wäscheherstellers Triumph in Oberwart. "Ich habe gewusst, dass es nicht so gut läuft, damit haben wir aber nicht gerechnet", sagt die Näherin. Am Dienstag wurde in einer Betriebsversammlung bekannt gegeben, dass das Werk schließen wird (der KURIER berichtete). Ratlosigkeit, Tränen und Wut folgten in der Belegschaft. Die 210 Angestellten durften am Dienstag nach Hause gehen. Am Mittwoch ist der Parkplatz vor dem Werk wieder gefüllt, doch die Stimmung im Werk ist immer noch am Boden.

Schicksale

"Viele sind knapp vor der Pension, es gibt Alleinerzieherinnen, die Schließung kommt völlig überraschend", sagt auch Andrea Frühwirth aus Aschau. Sie arbeitet das siebente Jahr im Werk. Betriebsrätin Sylvia Ivancsics kennt jedes Schicksal der 210 Mitarbeiter – drei Männer sind darunter. Alle verlieren ihren Job. "Am 31. Juli ist Schluss, ich mache mir Sorgen um meine Kolleginnen", sagt die Betriebsrätin. "Existenzängste sind allgegenwärtig im Werk, es gibt einfach keine Jobs im Südburgenland."

In Wiener Neustadt wird es ebenfalls Kündigungen geben (siehe Zusatzbericht Anm.). Viele Kolleginnen sind von geschlossenen Werken nach Oberwart gekommen. "Einige erleben das jetzt schon zum zweiten Mal", sagt Ivancsics. In Hartberg wurde der Betrieb 2010 eingestellt, 300 Beschäftigte verloren ihren Job, in Oberpullendorf und Aspang (NÖ) war 2013 Schluss, hier kündigte Triumph 200 Mitarbeiter.

Jetzt soll zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und der Firmenleitung ein Sozialplan verhandelt werden. "Wir hoffen, dass er Härtefälle abfedern kann", sagt Ivancsics. Sie hofft auch, dass von Seiten der Politik Hilfe für die Näherinnen kommt.

Landeshauptmann Hans Niessl hat 200.000 Euro für eine Arbeitsstiftung als Sofortmaßnahme zugesagt. "Es wird fieberhaft an einer Lösung für die dort Beschäftigten gearbeitet", sagt Niessl. Am Freitag sollen Details präsentiert werden. Auch Oberwarts Bürgermeister Georg Rosner zeigt sich bestürzt über das Ende des Triumph-Werkes: "Die Schließung ist für unsere Stadt und die gesamte Region ein schwerer Schlag, die Arbeitsmarktsituation gestaltet sich im Südburgenland ohnehin schwierig". Deshalb führt Rosner Gespräche mit der Geschäftsführung. Er hofft auf eine Nachnutzung des Betriebes, "damit einige Arbeitsplätze erhalten bleiben".

Mit Oberwart schließt die letzte Produktionsstätte des Konzerns im Burgenland. Bis 31. Juli werden die Mitarbeiterinnen weiter ihre Nähmaschinen bedienen. "Aufträge gibt es noch genug", sagt Frühwirth. Die Produktion soll dann nur mehr in Osteuropa und Asien stattfinden. Grund sei eine Umstrukturierung der Abläufe laut dem Unternehmen. "Die Effizienz hat nicht gepasst, dass hinter den Zahlen auch Schicksale von Menschen stehen, wissen die Beraterfirmen nicht", sagt Ivancsics.

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