Eine friedliche Revolution, die im Burgenland begonnen hat

Diskutierten über 1989: Pellegrini (Slowakei), Teltschik (Deutschland), Niessl, Fischer, Vranitzky, Bohl (Deutschland) und Pröhle (Ungarn), von links
In Eisenstadt wurde an den Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren erinnert.

Der emotionale Ehrengast beim Festakt "25 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs" im Kulturzentrum Eisenstadt musste kurzfristig absagen. Alois Mock, damals Außenminister, der am 27. Juni 1989 mit seinem ungarischen Amtskollegen Gyula Horn nahe Klingenbach in einem symbolischen Akt den Eisernen Vorhang durchtrennte (siehe Info-Box), konnte am Mittwoch nicht ins Burgenland kommen. Die Erinnerung an 1989 würde ihn zu sehr aufwühlen, ließ der mittlerweile 80-jährige und schwer kranke Mock mit Bedauern ausrichten.

Anfang Mai 1989 hatte Ungarn mit dem Abbau von Schussanlagen und Befestigungen an der Grenze zu Österreich begonnen, am 20. Juni flüchteten erste DDR-Bürger in die BRD-Botschaft in Budapest. In den kommenden Monaten kamen Tausende Ostdeutsche unter teils tatkräftiger Mithilfe von Burgenländern über die Grenze, darunter mehr als 600 am 19. August während eines Picknicks bei St. Margarethen. Bis 10. November sollten 51.440 Ostdeutsche aus Ungarn nach Österreich und weiter in die BRD reisen.

Geschichtsstunde

Vor rund 400 Festgästen in Eisenstadt erinnerten sich Bundespräsident Heinz Fischer, Altkanzler Franz Vranitzky, Landeshauptmann Hans Niessl, frühere und aktive Politiker aus Deutschland, der Slowakei und aus Ungarn sowie Mörbisch-Intendantin Dagmar Schellenberger, die aus Sachsen kommt, an jene dramatischen Tage.

Für Fischer begannen damals "die Dominosteine der Macht der Reihe nach zu fallen". Wobei, so berichtete Vranitzky von damaligen Ängsten, man zunächst nicht wusste, ob es einen Schießbefehl geben würde. Dass der Osten vor einem Umbruch stand, hatte ihm sein ungarischer Amtskollege Miklós Németh zuvor angedeutet: Er wollte mit Vranitzky durch die burgenländischen Dörfer fahren – die ungarischen sollten einmal auch so schön werden. Dass die kommunistischen Regime an ihr Ende gekommen waren, kommentierte der ungarische Staatssekretär Gergely Pröhle lakonisch: "Blödsinn kann nicht ewig regieren". Für Horst Teltschik, einst enger Mitarbeiter des deutschen Kanzlers Helmut Kohl, war der August 1989 "ein Lichtstrahl und Symbol der Hoffnung", aber er merkte auch an, man habe aus diesem Traum zu wenig gemacht.

Flucht

Was am 9. November 1989 mit dem Berliner Mauerfall endete, hatte ein Vorspiel im Burgenland: Am 27. Juni durchtrennten der damalige Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Kollege Gyula Horn bei Klingenbach den Eisernen Vorhang. Rund 600 DDR-Bürger nutzten am 19. August das Paneuropa-Picknick bei St. Margarethen zur Flucht.

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