Ehemaliges Zollhaus für Flüchtlinge

Hier sind die 16 Männer seit März 2015 untergebracht, der Widerstand in der Bevölkerung ist verflogen
Die Gemeinde wurde vor vollendete Tatsachen gestellt, die Bürger erst am Mittwoch informiert.

Luising im äußersten Winkel des Bezirks Güssing soll schon bald wachsen. Mehr als 15 Flüchtlinge will das Land hier unterbringen, bei etwa 85 Einwohnern eine hohe Quote. Mittwochabend wurde zur Infoveranstaltung ins Feuerwehrhaus geladen. "Wir wurden nicht eingeladen", sagt SP-Vizebürgermeister Dietmar Babos. Nach anfänglichem Streit durften die SP-Gemeinderäte Platz nehmen.

Punkt 18.30 Uhr ist der Kirchgang in Luising zu Ende und der Saal im Feuerwehrhaus füllt sich mit einem Großteil der etwa 85Einwohner des Ortes. VP-Bürgermeister Gerhard Schrantz erklärte den Bürgern, dass im ehemaligen Zollhaus Kriegsflüchtlinge untergebracht werden. "Ich selbst habe das aus den Medien erfahren", sagt Schrantz. Denn das Haus gehört dem Land. Geführt wird das Heim vom Arbeiter Samariterbund (ASB), Wolfgang Dihanits, Leiter Finanzierung und Sonderprojekte, war in Luising, um über die Pläne des ASB und des Landes zu informieren.

Keine Familien

Die Idee des Bürgermeisters zwei Familien im Zollhaus unterzubringen, die auch bei den Zuhörern Anklang fand, kann nicht umgesetzt werden. "Der Wunsch nach Familien ist überall groß, es gibt aber nur wenige die flüchten können", sagt Dihanits. Es werden vorwiegend männliche Flüchtlinge sein, vermutlich aus Syrien. "15 bis 16 Personen sollen Platz haben", meint Dihanits, der sich auf keine konkrete Zahl einlassen will. Die Umbauarbeiten seien im Gang und er rechnet nächste Woche mit der Überprüfung der Räumlichkeiten durch das Land, dann können die ersten Flüchtlinge kommen und es werde feststehen wie viele es sein werden.

"Angst haben wir keine, es ist aber negativ, dass wir vorab nicht informiert wurden", sagt Erwin Koppensteiner. Er und seine Frau sind direkte Nachbarn des Zollhauses. Für sie ist auch die Verweildauer ihrer zukünftigen Nachbarn interessant. Wenn alle paar Monate neue Leute kommen "können wir keinen ausgeprägten Kontakt haben", sagt Koppensteiner.

Dem Wunsch des Bürgermeisters nach einer 24-Stunden Betreuung vor Ort, kann Dihanits nicht nachkommen: "Es wird ein Selbstversorgerquartier." Am Anfang werde man verstärkt präsent sein, telefonisch sei man immer erreichbar. "Ohne Auto kann man hier nicht überleben", erklärt eine Luisingerin ihre Bedenken. Gerlinde Grohotolsky von der Plattform Bleiberecht sieht die Sache ähnlich. Wie die Leute zum Einkaufen gebracht werden oder zum Deutschkurs sei unklar. Busse fahren kaum bis nach Luising "und wenn nur während der Schulzeit. Der Arbeiter Samariterbund "hat Null Erfahrung mit Asylquartieren", meint Grohotolsky.

Für den Ortschef ist klar, dass es für alle ein großes Experiment ist, aber zu ändern ist es nicht mehr. "Zu sagen das sind alles Räuber und Verbrecher – so kann man die Leute hier nicht empfangen." Schrantz ist guter Dinge, dass die Integration in Luising funktioniert.

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