Ehemaliger Drogenkranker: "Es ist nicht einfach"

Franz Ferdinand macht nach eineinhalb Jahren Therapie im Grünen Kreis wieder Luftsprünge. Er glaubt an ein zukünftig besseres Leben ohne Drogen.
Verein "Grüner Kreis" steht für Rehabilitation. Ein Ex-Drogenkranker erzählt seine Geschichte.

Wann war Ihr erster Griff zu Drogen ?

Franz Ferdinand (Name von der Redaktion geändert). Mit 14? Als ich die erste Zigarette rauchte und auch Alkohol konsumierte? Das kann ich nicht so genau sagen. Den ersten Joint rauchte ich mit sechzehn. Wenn du Haschisch rauchst bist du am nächsten Tag nicht so schlecht beieinander, wie wenn du viel Alkohol trinkst.

Warum nahmen Sie Drogen, hat es Spaß gemacht?

Am Anfang war es hauptsächlich Neugier, aber auch der Reiz des Verbotenen war da.

Glauben Sie, dass Haschisch eine Einstiegsdroge ist?

Ich bin der Meinung, dass Alkohol und Nikotin die Einstiegsdrogen sind, es ist aber wahrscheinlich von Mensch zu Mensch verschieden.

Was haben Sie eigentlich genommen?

Meine Hauptdrogen waren Alkohol und Cannabis und am Schluss Benzos (Benzodiazepine, Anm.). Hin und wieder waren auch Koks, Speed und Mdma (chirale chemische Verbindung. Anm.,) dabei.

Waren Sie völlig weggetreten nach dem Konsum?

Das weniger, für mich war es mehr das Verdrängen der Gefühle.

Haben Sie bereits am Morgen etwas eingeworfen?

Am Schluss habe ich durchgehend von der Früh bis am Abend konsumiert.

Hatten Sie nie Angst, dass die Polizei Sie einmal hopp nimmt?

Mit der Zeit schiebt man diese Angst auf die Seite, aber sie ist ein ständiger Begleiter.

Ich habe mir sagen lassen, ein Anruf genügt und ich bekomm’ alles was ich will. Ein Taxi liefert. Stimmt das?

Mittlerweile kann man schon so gut wie alles über ’s Internet bestellen.

Glauben Sie, dass die Polizei mit der Drogenszene überfordert ist?

Das ist wahrscheinlich ein ständiges Katz und Maus Spiel. Man sollte eher schauen wieso Leute konsumieren und da etwas tun.

Sie kommen aus einem sehr gut behütetem Elternhaus. Warum haben Sie trotzdem zu Drogen gegriffen?

Das stimmt auf der einen Seite, auf der anderen Seite gab es auch hier Probleme. Da ist viel zusammengekommen, ob es Probleme mit der Familie, mit Freunden, der Arbeit oder der Schule waren.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen Ihren Eltern gegenüber?

Am Anfang war es sehr stark vertreten, aber durch Gespräche ist es mittlerweile besser geworden.

Wie viel Geld brauchten Sie für den Konsum?

Mit hundert Euro kam ich drei Tage aus.

Wann kam der Moment, an dem Sie sich dachten, so kann es nicht weitergehen?

Als ich nicht mehr schlafen konnte – trotz der Drogen. Mit allem überfordert war, keinen Lichtblick mehr gesehen habe. Da gab es für mich zwei Möglichkeiten: Entweder ich bring’ mich um oder ich versuch’ aus dem Sumpf rauszukommen.

Wie war der Entzug im Grünen Kreis, schmerzhaft?

Den Entzug macht man bevor man zum Grünen Kreis kommt.

Im Burgenland wird ein Entzug seitens des Landes nicht unterstützt. Eigentlich ein Witz, oder?

Ich find es schade, dass es keine einheitliche Regelung für Österreich gibt. Es ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Aber, wenn du kein Geld hast, dann gibt es auch keinen Entzug. Dann bleibst du auf der Strecke.

Sie wohnen jetzt in Niederösterreich, lebten im Burgenland. Wollen Sie Ihren alten Freundeskreis – falls das überhaupt Freunde waren – aus dem Weg gehen?

Wenn man das alte Leben hinter sich lassen will, gehört der Freundeskreis auch dazu. Es ist nicht einfach, aber wichtig als Selbstschutz.

Haben Sie Angst vor einem Rückfall?

Natürlich, es kann passieren. Wichtig ist, dass man den Rückfall nicht auf die leichte Schulter nimmt.

Sie wollen auf der Fachhochschule soziales Management studieren. Warum?

Weil ich mit meinem erlernten Beruf nicht glücklich bin und es schwierig ist ohne eine Ausbildung einen anderen Beruf auszuüben.

Was würden Sie jungen Menschen sagen, die glauben sich wohlzufühlen, wenn sie Drogen nehmen?

Das ist schwierig. Ich finde es wichtig den Leuten zu verdeutlichen, die schon süchtig sind, dass es möglich ist aufzuhören. Auch wenn man es nicht glauben kann. Auch, dass man nicht alleine ist und es Einrichtungen gibt, die Hilfe anbieten. Dass es den Kampf wert ist, sich wieder lebendig zu fühlen.

Was ist für Sie jetzt das Wichtigste im Leben?

Das Leben zu leben und mich wieder zu spüren.

„Wenn es den Grünen Kreis nicht gäbe, dann wäre ich nicht mehr am Leben“, sagt eine einstige alkoholkranke Frau, die vor Jahren in der Buckligen Welt eine Therapie absolvierte. Und nicht nur sie wäre nicht mehr am Leben, sondern auch ihr mittlerweile zweites und drittes Kind, die sie nach der Therapie auf die Welt brachte.

Der Verein Grüner Kreis steht für die Rehabilitation und Integration suchtkranker Menschen und bietet als führende Einrichtung in Österreich bei Abhängigkeitsproblemen rasche und professionelle Hilfe.

Das primäre Ziel ist, suchtkranken Menschen den Weg in ein selbstbestimmtes, sozial integriertes und weitgehend suchtfreies Leben zu ermöglichen. Der Aufbau einer realitätsbezogenen Arbeitsstruktur sowie eine aktive Freizeitgestaltung, vor allem im Bereich Sport, Abenteuerpädagogik und Kunst, stellen einen fixen Bestandteil der Behandlung/Rehabilitation dar.

Seit 1983

Der Verein Grüner Kreis wurde 1983 nach einem Konzept von Günter Pernhaupt gegründet. Die erste stationäre Sozialhilfeeinrichtung „Treinthof“ wurde 1985 in der Buckligen Welt eröffnet. Dies geschah mit Unterstützung des Medizinisch-Wissenschaftlichen Fonds der Stadt Wien unter der Projektleitung des Mitbegründers und Geschäftsführers Alfred Rohrhofer.

Im Laufe der Jahre wurde ein „bio-psycho-soziales 4-Säulen Behandlungsmodell“ für ambulante und stationäre Kurz- und Langzeittherapie entwickelt. Daraus entstanden auch die Spezialkonzepte suchtkranke Eltern mit Kindern, suchtkranke Jugendliche, multimorbide Suchtkranke und ältere Suchtkranke. Die überzeugenden Behandlungs- und Rehabilitationserfolge führten schließlich zur Gründung weiterer Betreuungseinrichtungen in Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten, der Steiermark und Wien.

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