Der Vorhang wird wieder zugezogen

Der Eiserne Vorhang ist noch mit einem Wanderweg präsent, jetzt soll wieder ein Zaun kommen
Im ungarischen Körmend entsteht ein Zeltlager für Flüchtlinge, Grenze soll mit Zaun gesichert werden.

"Den Eisernen Vorhang haben wir lange genug gehabt", sagt Stefan Dunst aus Moschendorf, Bezirk Güssing. Er war am Donnerstagabend bei einer Sitzung von Polizei und Innenministerium, bei der Grundbesitzer um Abtretung von Arealen für einen Zaun gebeten wurden. Zwischen Moschendorf und Heiligenbrunn soll er Flüchtlinge vom Grenzübertritt abhalten.

Die Stimmung bei der Versammlung sei sehr sachlich gewesen, erklärt ÖVP-Bürgermeister Werner Laky: "Die Emotionen waren minimal, und es war sehr konstruktiv, die Behörden haben erklärt, warum der Zaun gebraucht wird und wie sie das managen wollen."

Zwei Kilometer

Zwei Kilometer lang wird der Grenzzaun um Moschendorf verlaufen, etwa 40 Grundbesitzer sind betroffen. Der Bund bezahlt zehn Cent pro Quadratmeter im Jahr für Waldgrundstücke und 20 Cent für Ackerland um die Nutzung abzugelten, etwa vier Meter werden benötigt. "Am besten wäre, die Flüchtlinge müssten gar nicht kommen, aber wenn, müssen sie kontrolliert werden", meint Dunst. Der Zaun würde ihn nicht stören, "den sind wir ja von früher gewohnt, aber jetzt können wir ihn zumindest wieder abbauen, wenn wir wollen, damals war das nicht der Fall", sagt der Moschendorfer.

Dietmar Stoisits ist in Moschendorf aufgewachsen und baut gerade sein Haus um. "Ich habe noch den Eisernen Vorhang erlebt und ich finde einen Zaun in Zeiten wie diesen unnötig." Das Problem müsse man seiner Meinung nach in der Nähe der Krisenländer lösen, aus denen die Flüchtlinge kommen und nicht hier im Südburgenland.

Verunsicherung

Die Verunsicherung in der Gemeinde, die auf drei Seiten an Ungarn grenzt, sei schon vorhanden, meint der Bürgermeister. Im Herbst kamen mehrere hundert Flüchtlinge bei Moschendorf über die Grenze und wurden dort erstversorgt. "Wir haben erst in der Früh erfahren, dass sie unsere Halle brauchen, zwei Stunden später waren sie da, es war ein kleines Überrennen und es war schon ungut", sagt der Ortschef. Es sei zwar nichts passiert, aber die Behörden waren damals überfordert.

Jetzt soll nur wenige Kilometer von Moschendorf entfernt, in Körmend ein Zeltlager für 350 Flüchtlinge entstehen. Durch die Zäune soll der Übertritt, falls sich Menschen aus dem Lager auf den Weg Richtung Österreich machen, kanalisiert werden. Den Ausdruck "Grenzzaun" lässt der stellvertretende Landespolizeidirektor Werner Fasching nicht gelten, "es geht um eine Leiteinrichtung oder technische Sperre, wir machen nicht komplett zu". In Moschendorf hätten Donnerstagabend schon einige Grundbesitzer für den Zaun unterschrieben. "Bis Dienstag sollten die Verträge im Gemeindeamt abgegeben werden. Die Stimmung war grundsätzlich positiv", schildert Fasching.

Die bauliche Maßnahme soll jedenfalls sobald das Zeltlager in Körmend eröffnet wird, fertiggestellt werden. Termin gebe es aber noch keinen. "Wenn es so weit kommt können wir den Assistenzeinsatz des Bundesheeres anfordern", sagt Fasching. Ziel sei es, dass die Flüchtlinge nicht unkontrolliert die Grenze passieren und über die Grenzübergänge in Heilgenbrunn und Moschendorf nach Österreich kommen und "nicht in der Pampa", sagt Fasching.

Auch in Nickelsdorf und Heiligenkreuz seien Zäune geplant, sie werden aber erst bei Bedarf aufgestellt.

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