Der Vegetarier zu Gast bei einer Jägerin

Beim Schnapsen: Wenn es die Zeit der Gasthof-Chefin erlaubt, spielen Gery Keszler und Gerlinde Gibiser gerne Karten
In der Nähe seines Kellerstöckls schätzt Gery Keszler die bodenständige Küche von Gerlinde Gibiser.

"Wenn ich mit der Gerlinde auf den Hochstand gehe, dann ist das Gewehr eigentlich nur Dekoration – denn ich verscheuche ihr immer das Wild", erzählt Gery Keszler, als sein Blick auf eine der Jagdtrophäen trifft, die dekorativ an der Wand der Gaststube hängen.

Der "Mr. Life-Ball" hat es sich im Gasthof von Gerlinde Gibiser gemütlich gemacht. Sein Hund Brodmann ist mit von der Partie und läuft aufgeregt auf und ab. "Gut, dass ich meinen Hund zuhause gelassen habe", sagt Gerlinde Gibiser, die Chefin des Hauses und begrüßt Brodmann. "Unsere Hunde mögen einander nämlich nicht. Im Gegensatz zu Gery und mir, wir lieben uns", verrät sie.

Der Gasthof Gibiser in Heiligenkreuz (Bezirk Jennersdorf) ist Keszlers Stammlokal, wenn er in seinem Zweitwohnsitz Ruhe und Erholung sucht. "Ich habe vor acht Jahren ein altes, desolates Kellerstöckl mit einem wunderschönen Kreuzgewölbe gekauft, das ich seither selbst und mit der Hilfe von Freunden und Familie renoviere." Angeblich war es in Besitz der Grafen Batthyány und auf der Türe findet sich die Jahreszahl 1711. Für das Südburgenland habe er sich entschieden, weil "das pannonische Klima und die südburgenländische Atmosphäre lassen einen glauben in Italien zu sein. Und die Menschen, mit denen ich zu tun habe, sind unglaublich freundlich, neugierig-offen und hilfsbereit."

Appell

Obwohl der Life Ball dieses Jahr eine Pause einlegt, kann sich Gery Keszler keineswegs entspannt zurücklehnen. Aber die Arbeit zahlt sich aus, denn "wo immer ich hinkomme, spüre ich Begeisterung für den Life Ball." Ob Österreich heute toleranter sei als 1993, als der erste Life Ball stattgefunden hat? "Natürlich! Es wäre traurig, wenn das nicht so wäre. Allerdings bleibt immer noch viel zu tun." Vorurteile und Diskriminierung seien traurige Realität und könnten sogar dazu führen, dass manche im Zweifel vor einem HIV-Test zurückschrecken. "Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen, seinen Immunstatus zu kennen und sich regelmäßig auf HIV testen zu lassen, um im Fall entsprechend medizinisch behandelt zu werden."

Während er beruflich ständig mit Menschen in Kontakt ist und einen straffen Terminplan hat, steht die Zeit im Burgenland im krassen Gegensatz dazu. "Hier kann ich mich richtig in Askese begeben und meine Gedanken bündeln, Tagträumen und die Seele baumeln lassen."

In den nächsten Wochen wird aber erst einmal getanzt. Denn Keszler ist einer der Kandidaten der ORF-Sendung "Dancing Stars". "Da hoffe ich im Voting natürlich auf die Unterstützung der Burgenländer!"

Der Gasthof

Der Vegetarier zu Gast bei einer Jägerin
Gery Keszler im Gasthof Gerlinde Gibiser
Neben dem Ambiente und dem kulinarischen Angebot schätzt Keszler am Gasthof Gibiser vor allem eines: "Gerlinde ist Wirtin mit Leib und Seele und strahlt wie ein Magnet auch über den Gasthof hinaus. Sie ist eine unglaublich integrative Person und macht den Gasthof Gibiser zu einem melting pot für die Region." Statt dem von der Chefin erlegten Wild kommt diesmal Kürbissuppe auf den Tisch. "Ich liebe bodenständige Küche. Dazu ein gutes Glas Rotwein. Es gibt nichts Besseres", schwärmt Keszler. Und wenn die Chefin Zeit hat, wird eine Runde Karten gespielt. "Das machen wir sehr gerne. Aber ich verliere meistens", gibt Gibiser zu.

Die 62-Jährige hat den Gasthof 2001 von ihrer Tante übernommen. "Ich hatte eine lustige Kindheit in dem Haus. Heute bin ich leidenschaftliche Wirtin, die, egal ob Promi oder nicht, jeden Gast gleich behandelt. Das ist mir wichtig." Stars und Sternchen hat Gibiser schon viele bedient. "Da ich selbst auf die Jagd gehe, hatte ich schon viele Jagdgesellschaften im Haus, unter anderem den spanischen König."

In der Küche setzt Gibiser auf Regionalität. "Das Wild schieße ich selbst, die Fische kommen vom Teich, Obst und Gemüse aus Kukmirn." Kraft für die Arbeit findet sie auf der Pirsch. "Wenn ich stundenlang auf dem Hochstand sitze, kehre ich entspannt zurück", erzählt sie. Aber auch den Trubel des Life Balls ließ sie sich nicht nehmen. "Ich war einmal dabei. Es ist großartig, was Gery auf die Beine stellt."

Gery Keszler ist Gründer und Organisator des Life Ball. Der Verein AIDS LIFE, Trägerverein des Balles, unterstützt weltweit HIV/AIDS-Hilfsprojekte (zuletzt mit rund 2,3 Mio. Euro) und kämpft gegen die Diskriminierung von HIV-positiven und an AIDS erkrankten Menschen an.

1993 ging der erste Life Ball im Wiener Rathaus über die Bühne, den Keszler aus eigener Tasche finanzierte. Für sein Engagement wurde Keszler national und international ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Solide, bodenständige Küche nach alten Rezepten aus Österreich und Ungarn. Die Produkte stammen aus der Regionn und sind auf die Saison abgestimmt.

Neben dem Restaurant stehen den Gästen neun Zimmer und vier strohgedeckte Kellerstöckl zur Verfügung.

Festsaal, Jagdzimmer und die Terrasse im Sommer bieten viel Platz. Jeder Raum wurde individuell eingerichtet. Infos: www.g-gibiser.at

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