Demenz: Angehörige brauchen Unterstützung

Die Volkshilfe informiert Angehörige und Betroffene über Demenz
Für Angehörige ist die Krankheit eine große Belastung mit vielen Fragen. Die Volkshilfe klärt auf.

Geburtstage vergessen, Dinge verlegen, sich nicht mehr an Namen erinnern. Eine Demenz beginnt schleichend. Was scheinbar harmlos und unauffällig anfängt, kann bis zur völligen Orientierungslosigkeit gehen. Rund 5000 Menschen leiden im Burgenland an Demenz. Laut Schätzungen wird sich die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 verdoppeln.

Weil sich die Betroffenen von ihren Freunden und Bekannten im Laufe der Erkrankung immer mehr zurückziehen, spielt sich die Krankheit meist im Verborgenen ab. Die Volkshilfe Burgenland will das Tabuthema jetzt aufbrechen. Experten aus den Bereichen Psychologie und Neurologie/Psychiatrie stehen an Infoabenden Angehörigen mit Rat und Tat zur Seite.

Vertauschte Rollen

Wie Angehörige die Krankheit erleben, zeigt das Beispiel von Gabriele Szalay. Sie betreut ihren 82-jährigen Vater, der seit zwei Jahren an Demenz leidet.

"Die Rollen haben sich vertauscht. Mein Vater ist durch die Demenz zum Kind geworden, um den ich mich kümmern muss", sagt Pöttschingerin. Auch bei ihrem Vater hat die Krankheit schleichend begonnen. "Anfangs sind ihm Namen von Bekannten nicht mehr eingefallen oder er hat Sachen nicht mehr gefunden. Wir haben uns nichts dabei gedacht. Das passiert doch jedem einmal", erzählt sie. Doch es war nicht harmlos. "Als er dann den Namen von seinem Enkel nicht mehr gewusst hat, war es für uns ein eindeutiges Zeichen, dass etwas nicht stimmt." Der Zustand von ihrem Vater verschlechterte sich rapide. Seit einiger Zeit lebt er deshalb in einer Wohnung, die von einer Pflegerin betreut wird. Szalay kümmert sich dennoch jeden Tag um ihn. "Wir hatten schon immer ein sehr enges Verhältnis. Er war ein guter Vater und hat sich um uns gekümmert. Jetzt ist es eben umgekehrt."

Typisch für die Erkrankung sind die unterschiedlichen Phasen. "Es gibt Tage, an denen kann ich normal mit ihm reden. Die werden aber seltener. Am schwierigsten ist es mitanzusehen, dass mein Vater nicht mehr selbstständig ist."

Wie Gabriele Szalay geht es vielen Angehörigen, die Demenzkranke betreuen. "Die Erkrankten fokussieren sich meist auf eine Person. Daher rutschen viele Angehörige nach einiger Zeit in ein Burn-out", erklärt Isabella Ertlschweiger. Die Psychologin gehört zum mobilen Demenzteam der Volkshilfe und besucht den Vater von Gabriele Szalay einmal in der Woche. Sie weiß, mit welchen Problemen Angehörige zu kämpfen haben. "Am schwierigsten ist es, zu akzeptieren, dass der Mensch nicht mehr derjenige ist, der er früher war", meint sie.

Der Austausch mit der Psychologin hilft Gabriele Szalay bei der Bewältigung ihrer größten Angst: "Dass mich mein Vater eines Tages nicht mehr erkennt."

Multiprofessionelles Demenzteam

Neben Infoveranstaltungen in den Gemeinden bietet das Demenzteam der Volkshilfe Burgenland auch Demenzdiagnostik, beschäftigungstherapeutische Hausbesuche, Gedächtnistraining und Angehörigenstammtische.

Rund 40 Klienten werden einmal in der Woche von zwei Psychologinnen betreut. Seit 2008 wurden so in rund 10.000 Betreuungsstunden ca. 400 Demenzdiagnostiken erstellt.

Mit den kostenlosen Infoabenden richtet sich die Volkshilfe speziell an Angehörige. Wichtige Fragen sollen geklärt und neue Erfahrungen und Erkenntnisse durch Vorträge von Experten gewonnen werden.

Alle Infos und Termine auf www.volkshilfe-bgld.at.

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