"Das Risiko bestimme ich selber"

Der Schritt über die Kante und die Sekunden danach machen den Reiz am Basejumpen aus
Jürgen Schieder aus Olbendorf ist weltweit unterwegs auf der Suche nach dem nächsten Sprung.

"Die ersten Sekunden nach dem Sprung, wo du nichts hörst", die haben es Jürgen Schieder angetan. Es seien die besten Momente des Sprungs in die Tiefe, aber auch das Erklimmen des Berges oder Gebäudes machen den Reiz für den Basejumper aus. Der 38-Jährige aus Olbendorf, Bezirk Güssing, springt mit der Weltelite mit. Begonnen hat alles mit dem Sprung aus einem Flugzeug vor neun Jahren. Damals hätte er sich nicht gedacht, dass er jemals von einem Gebäude springen würde. "Danach hab' ich etwa 100 Hupfer im Jahr aus dem Flieger gemacht oder mehr", sagt Schieder. Nach und nach lernte er einige Leute aus der Basejumper- Szene kennen. "Mein erster Spot war eine Brücke, die war am sichersten", sagt Schieder. "Dort hat man keine Felswand oder Mauer hinter sich und somit genug Zeit, um für die ersten Sprünge zu üben."

Ungläubig

Der Unterschied zum Fallschirmsprung aus einem Flugzeug sei für ihn gewaltig gewesen. "Aus 4000 Metern beim Sprung aus dem Flugzeug nimmt man die Höhe nicht so wahr. Auf einer Brücke mit 125 Metern sieht man alles und glaubt gar nicht, dass es sich ausgehen kann", sagt Schieder.

Es ist sich bisher immer ausgegangen und seit sieben Jahren ist er mit seinem Schirm auf der ganzen Welt unterwegs. Er machte Sprünge von Strommasten in der Türkei, vom Dach der höchsten Halle in Deutschland, der Tropical Island, und in eine Einsturzdoline (Red Lake) in Kroatien. "Wir werden oft zu Events eingeladen, wo alles für uns bezahlt wird und wir dann einige Tage springen", erklärt Schieder, der gelernter Tischler ist. Ein Höhepunkt für den 38-Jährigen war der World-Wingsuite-Race in Brasilien. "60 Leute aus der ganzen Welt traten gegeneinander an, die meisten waren Profis", sagt Schieder, der einen Platz im Mittelfeld erringen konnte. Die Szene in Österreich sei überschaubar, es gebe rund 30 aktive Basejumper, doch international sei man sehr gut vernetzt. "Hier in Österreich sind wir absolut rückständig, unser Sport ist hier nach wie vor illegal", erklärt Schieder. Die Basejumper müssen immer ins Ausland ausweichen, da man sich dort auch gegen Unfälle versichern kann. Schieder: "Gerade viele ältere Fallschirmspringer stellen uns gerne als Spinner hin, das geschieht aber eher durch Unwissenheit".

Extremsportart

Denn der Sport sei nicht gefährlicher als andere Extremsportarten. "Das Risiko, wo ich springe, bestimme ich immer selber", erklärt Schieder. Er könne sich zu hundert Prozent auf sein Material verlassen. "Ich gehe nicht zur Kante hin, wenn ich keinen Schirm oben habe. Ich weiß, der Schirm fängt mich auf", sagt Schieder. Doch es könne immer was passieren, auch er ist bei einem Sprung mit Helm und Knieschützer gegen einen Fels geknallt. "Ich habe schnell richtig reagiert, deshalb ist nichts passiert und der Baseschirm ist für solche Situationen gebaut", sagt Schieder.

Die Zahl der Todesopfer beim Basejumpen sei stark gesunken in den vergangenen Jahren, die Technik sei besser geworden. "Wichtig sind die Routine und gute Kenntnisse von Wind und Wetter, aber natürlich kann man auch Pech haben", erklärt Schieder. Seine Freundin versteht ihn, sie ist selbst Fallschirmspringerin. "Sie weiß, um was es geht", sagt der Basejumper.

Der 38-Jährige will weiterhin seinem Hobby nachgehen. Ein Ziel ist Malaysia, das Event KL Tower International Jump, wo von einem mehr als 400 Meter hohen Fernsehturm gesprungen wird. "Einmal möchte ich dort springen, ein Basespringer muss dich dort empfehlen, um eine Einladung zu bekommen", schildert Schieder. Dass sei aber kein Problem. Scheitern würde es momentan eher an Finanzierung und fehlenden Sponsoren.

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