"Das ist kein Scherz mehr"

Die Ortstafel wurde zum vierten Mal gestohlen. Vorschriftszeichen regeln einstweilen die Geschwindigkeitsbeschränkung.
In der Gemeinde wurde zum vierten Mal eine zweisprachige Ortstafel abmontiert.

"Das ist fürchterlich ärgerlich. Ich kann mir nicht vorstellen, was man mit einer Ortstafel anfangen kann." Bei Bürgermeister Josef Horvath (ÖVP) hört am Montagvormittag das Telefon nicht auf zu klingeln, nachdem in seiner Gemeinde binnen eines Jahres bereits zum vierten Mal eine Ortstafel abgeschraubt worden war. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei. Weil es sich um zweisprachige Tafeln handelt – in der Ortschaft leben Angehörige der ungarischen Minderheit im Burgenland – ist auch das Landesamt für Verfassungsschutz involviert .

Am Samstagabend seien beide Namensschilder mit der Aufschrift "Unterwart Alsóőr" am Ortsanfang und am -ende noch in der Verankerung gewesen. "Am Sonntagfrüh hat ein Gemeinderat bemerkt, dass sie fehlen", schildert der Bürgermeister im KURIER-Gespräch.

Die Schilder waren fein säuberlich aus dem Rahmen geschraubt worden – so wie auch im Februar des Vorjahres, als die Tafeln zum ersten Mal zum Objekt der Begierde unbekannter Täter wurden. "Damals war gerade Fasching. Wir haben gedacht, es handelt sich um einen Jux. Jetzt ist das aber kein Scherz mehr. Das ist Diebstahl und ist strafbar", sagt Horvath.

Auch im April und September des Vorjahres fehlten die Ortsschilder. "Das besondere in dem aktuellen Fall ist, dass beide Tafeln gestohlen wurden, bisher war es immer nur eine", sagt Oberstleutnant Helmut Marban von der Landespolizeidirektion. Ein Täter konnte bisher nicht gefasst werden. Sämtliche Verdachtsfälle hätten sich im Sand verlaufen.

Politisch motiviert?

Dass das Abmontieren der zweisprachigen Schilder politisch motiviert sein könnte, glaubt niemand. So etwas sei im Burgenland bisher nie vorgekommen, heißt es von der Polizei. Laut Bürgermeister Horvath gebe es sowohl im Gemeinderat als auch bei den zweisprachigen Bildungseinrichtungen im Ort bestes Einvernehmen.

Auch die Obfrau des Burgenländisch-Ungarischen Kulturvereins, Iris Zsótér, will nicht an einen politischen Hintergrund glauben. "Die Volksgruppen leben im Burgenland seit Jahrhunderten friedlich nebeneinander."

Die neuen Ortstafeln werden nun jedenfalls von der Landesstraßenverwaltung bestellt. Ein Schild kostet je nach Größe bis zu 400 Euro. Etwa eine Woche werde es dauern, bis die neuen Tafeln montiert werden können. Einstweilen informieren extra aufgestellte Tafeln übet eine Geschwindigkeitsbeschränkung im Ort – damit Raser keine Ausrede haben.

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