21 Monate für "Wahnsinnstat"

Schütze Oliver L. fasste im Landesgericht Eisenstadt die Strafe aus
Gezielter Schuss auf 13-jähriges Mädchen war schwere Körperverletzung.

Dass sich Oliver L. die offenbar schwitzenden Handflächen an seiner Hose abwischte, war unnötig. Die 13-jährige Caroline Bredlinger wollte dem Mann, der am 31. Oktober des vergangenen Jahres in Großhöflein nahe Eisenstadt auf sie geschossen hatte, im Gerichtssaal nicht die Hand geben.

"Ich möchte mich recht herzlich bei dir entschuldigen für den Blödsinn, den ich gemacht habe", stammelte der 32-jährige Maurergeselle aus dem Mittelburgenland am Dienstag im Landesgericht Eisenstadt. Dort musste er sich vor Richter Wolfgang Rauter wegen des Verdachts der absichtlichen schweren Körperverletzung verantworten. Gleich anfangs hatte sich der aus der U-Haft vorgeführte Arbeiter "schuldig" bekannt und "die komplette Verantwortung" übernommen.

Projektil im Körper

21 Monate für "Wahnsinnstat"
Caroline Bredlinger, am Halloweenabend in Großhöflein (Bgld) angeschossen
Der Ex-FPÖ-Lokalpolitiker hatte amHalloweenabend von der Terrasseseines Halbbruders mit einem Einzelladergewehr der Type Voere Kufstein Benteler 55 samt Zielfernrohr und Schalldämpfer erst auf Dosen und Verkehrstafeln und danach gezielt auf das 38 Meter entfernte Mädchen geschossen, nachdem er angekündigt hatte: "Jetzt brenn i an ane auf". Caroline, die mit Freunden unterwegs war, wurde am Becken getroffen. Das in drei große und 22 kleinere Teile zersplitterte Projektil befindet sich immer noch im Körper. Die Spitzenleichtathletin und mehrfache Landesmeisterin über 800 Meter hat seither immer wieder Schmerzen – etwa, wenn sie länger sitzt: "Ab der dritten Stunde in der Schule", erklärte die Gymnasiastin. L. hat bereits Schadenersatz geleistet und für etwaige Folgeschäden eine Haftung übernommen. Dass diese "Schussübungen" im Ortsgebiet noch weit schlimmer hätten enden können, machte Schießsachverständiger Ingo Wieser klar: Eine Waffe mit dieser Munition (Kaliber 22 Long Rifle) könne tödliche Folgen haben.

"Was ihn geritten hat, weiß keiner, vielleicht sagt er es uns", erhoffte sich nicht nur Staatsanwalt Christian Petö Aufklärung über das Motiv für den Schuss, den L.s Anwalt Christian Supper als "größte Dummheit" im Leben seines Mandanten bezeichnete – "eine Wahnsinnstat". Er wollte die Jugendlichen nur "erschrecken – dummerweise", versuchte L. eine Erklärung. Er habe die Waffe des Halbbruders für ein harmloses Luftdruckgewehr gehalten.

Beim Urteil überraschte Richter Rauter, indem er die Absicht fallen ließ und den Schützen wegen schwerer Körperverletzung zu 21 Monaten Haft, davon sieben unbedingt, verurteilte. L. nahm das Urteil an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. das Urteil ist nicht rechtskräftig. Weil L. die U-Haft angerechnet wird, kann er am 21. März entlassen werden.

Am Dienstag muss sich der 32-jährige Oliver L. wegen des Verdachts der absichtlichen schweren Körperverletzung (§ 87, Abs. 1 StGB) im Landesgericht Eisenstadt vor Einzelrichter Wolfgang Rauter verantworten. Der frühere FPÖ-Bezirkspolitiker aus dem Mittelburgenland soll am Halloween-Abend im vergangenen Herbst in Großhöflein nahe Eisenstadt die 13-jährige Caroline Bredlinger angeschossen haben. Das Projektil zersplitterte im Beckenbereich der mehrfachen Leichtathletik-Landesmeisterin und wurde bisher operativ nicht entfernt. "Mein Mandant wird die Verantwortung übernehmen", sagte L.‘s Anwalt Christian Supper im Vorfeld zum KURIER. Strafrahmen im Falle einer Verurteilung: ein bis fünf Jahre Haft.

KURIER: Caroline, wie geht es Dir jetzt, vier Monate nach dem Schuss – körperlich und seelisch?Caroline Bredlinger: Im Großen und Ganzen okay. Allerdings habe ich täglich Schmerzen, vor allem wenn ich länger sitze, zum Beispiel in der Schule, manchmal aber auch abends im Bett.

Du läufst schon wieder Rennen, behindert Dich die Verletzung noch?

Im Wettkampf eher nicht. Manchmal während und nach dem Training und bei Dauerläufen.

Soll das zersplitterte Projektil noch entfernt werden?

Aus heutiger Sicht nicht.

Mit welchen Gefühlen erwartest Du den Prozess am Dienstag und was wünscht Du Dir als Resultat?

Kann ich nicht so wirklich sagen, da ich nicht so recht weiß, was da auf mich zukommt. Ich hoffe, dass der ,Verrückte‘ doch eine Zeit lang ins Gefängnis kommt. Außerdem erhoffe ich mir, dass er doch realisiert, dass Steine unbeweglich sind und schon gar nicht in Gruppen spazieren gehen (der Schütze hatte zunächst angegeben, auf einen Stein gezielt und Caroline versehentlich getroffen zu haben, Anm. d. Redaktion.)

Wartest Du auf eine persönliche Reaktion des Schützen?

Nein, was soll man von so einem Menschen erwarten?

Frau Bredlinger, wie geht es nach dem strafrechtlichen Teil zivilrechtlich weiter?

Ursula Bredlinger: Einen Teil haben die Anwälte schon im Vorfeld ausverhandelt, allerdings werden noch ein paar Gutachten eingeholt. Schließlich kann man Folgeschäden, etwa psychischer Natur, bei meiner Tochter Caroline nicht ausschließen.

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