Bischöfe machen gegen Grenzzäune im Burgenland und am Brenner mobil

Bischof Ägidius Zsifkovics stellt Kirchengrundstücke nicht für Zaun zur Verfügung
Diözese im Burgenland stellt Grund nicht zur Verfügung, Bischof Zsifkovics kann es mit Gewissen nicht vereinbaren. Kirchen-Protest auch in Tirol.

Ein neun Kilometer langer Zaun soll das Südburgenland bald wieder von Ungarn trennen. Das Innenministerium und die Landespolizeidirektion planen eine Barriere entlang der Grenze zwischen Heiligenbrunn und Moschendorf im Bezirk Güssing. Grund für den Bau ist ein Zeltlager für Flüchtlinge, das nur wenige Kilometer entfernt im ungarischen Körmend errichtet werden soll.

Eine Absage für den Zaun gibt es von der Diözese Eisenstadt, die zwei Grundstücke für das Projekt zur Verfügung stellen sollte. "Mit jeder Faser meines Körpers ist es mir unmöglich im 21. Jahrhundert die Zustimmung zu geben, um einen Zaun zu errichten", sagt Bischof Ägidius Zsifkovics im KURIER-Gespräch. Er sei selbst am Eisernen Vorhang aufgewachsen und habe mit seinem Großvater "die Demütigungen erlebt, die am Grenzübergang passiert sind". Das wünsche er niemand anderen.

Für seine Absage an den Grenzzaun erntete der Bischof schon viel Kritik, aber auch zahlreiche positive Rückmeldung. "Vom Liebesbrief bis zur Verwünschung war alles dabei", sagt Zsifkovics. Viele die sich von der Kirche bereits entfernt hatten, gaben Zuspruch, aber "viele fromme Katholiken legten eine unchristliche Wortwahl an den Tag, das sagt etwas über die Gesellschaft aus", sagt der Bischof, der auch Koordinator für Flüchtlingsfragen innerhalb der EU-Bischofskommission ist. "Ich habe immer erwähnt, dass auch die Heilige Familie eine Flüchtlingsfamilie war – wer das nicht versteht, lebt am Christentum vorbei", sagt Zsifkovics. Es herrsche ein regelrechter Fetisch um Zäune, "aber was sollen neun Kilometer Zaun aufhalten".

Auch Innsbruck wettert gegen Zaun

In Tirol spricht sich Jakob Bürgler gegen Grenzkontrollen am Brenner aus. Er leitet die Diözese Innsbruck nach dem Abgang von Bischof Manfred Scheuer nach Linz interimistisch und gilt als möglicher Nachfolger. Bürgler: "Aussagen, die von einem ,Dichtmachen‘ dieser Grenze sprechen, werden der geschichtlichen Bedeutung des Brenners nicht gerecht. Die Wiedereinführung von Grenzbalken ist für eine weltoffene Region und in Zeiten der Globalisierung ein Schritt, der viele Errungenschaften zunichtemacht."

Im Südburgenland gehen indes die Planungen zum Grenzzaun weiter. Donnerstagabend veranstaltete das Ministerium in Heiligenbrunn einen Infoabend, um die Grundstücksbesitzer vom Zaun zu überzeugen. Bis Montag sollen sie sich entscheiden, ob sie ihren Grund zur Verfügung stellen. Wenn alle Ergebnisse da sind, werde entschieden ob ein Zaun sinnvoll ist, erklärt Werner Fasching, Vize-Landespolizeidirektor im Burgenland: "Wir wollen keinen Emmentalerkäse mit vielen Löchern produzieren." Die Grundstücke der Kirche allein seien kein Hindernisgrund für das Zaunprojekt.

Derzeit ist die Polizei im Südburgenland noch "auf Stand-by", sagt Fasching. Anfang Mai sollen die Flüchtlinge ihr Quartier in Körmend beziehen, dann starten die Grenzkontrollen von Polizei und Bundesheer. Im nördlichen Burgenland beginnt der permanente Grenzeinsatz am Montag – inklusive Überwachung der grünen Grenze durch eine Kompanie des Bundesheers.

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