Kommen und Gehen der Greißler

Greissler Hasler, lackendorf
Bezirk Oberpullendorf: In immer mehr Gemeinden gibt es keine Nahversorger mehr. Aber es gibt auch Lichtblicke.

Der kleine Greißler von Franz und Christian Horvath in Kleinwarasdorf (Bezirk Oberpullendorf) ist am Freitagvormittag gesteckt voll. Auch Agnes Arbesser ist gekommen, um Einkäufe zu erledigen und einen Kaffee an einem der beiden Stehtische im Lokal zu trinken. „Wir sind froh, dass das Geschäft wieder jemand übernommen hat “, sagt die Kleinwarasdorferin. Franz Horvath hat das Geschäft von seinem Namensvetter Karl Horvath gepachtet, am Donnerstag wurde die Filiale vom frischgebackenen Besitzer und seinem Sohn Christian neu eröffnet.

Im Geschäft duftet es nach frischen Grammelpogatscherln, eine Spezialität, die Franz Horvath in seiner Bäckerei in Nikitsch von Hand zubereitet. Der Bäckermeister ist einer von wenigen, der das Abenteuer Nahversorger wagt. Laut einer aktuellen Studie hat das Burgenland zwar österreichweit die größte Dichte an Lebensmittelfilialen, doch 48 Gemeinden müssen zumindest in einem Ortsteil ganz ohne Nahversorgung auskommen.

Doch warum tut sich Franz Horvath das an? „Ich habe lange überlegt. Aber ich bin ein ewiger Optimist und liebe das Landleben. Wenn alle Geschäfte in einer kleinen Gemeinde zusperren, ist der Ort tot.“ Was ihn ärgert, seien „leere Versprechen von Politikern, solche Projekte finanziell zu unterstützen“. Es sei nicht einfach, die vier Filialen zu führen. Horvath beschäftigt insgesamt 15 Angestellte, Filialen hat er auch in Deutschkreutz, Unterpullendorf und Nikitsch. Bis zu 90 Stunden arbeite er pro Woche, Arbeitsbeginn ist dann, wenn sich andere zum Schlafen niederlegen. Da bäckt Horvath in der Zentrale in Nikitsch, die schon seine Großeltern 1924 gegründet hatten, u.a. Hochzeitsbeugel und Brot. Sohn Christian, 35 Jahre alt, tritt in seine Fußstapfen. Der Junior-Bäckermeister hat sich das Ziel gesetzt, ein Zeichen gegen das zunehmende Greißlersterben zu setzen.

Geschäft geschlossen

Um einen Nachfolger für ihre Gemischtwarenhandlung hatte sich Familie Hasler aus Lackendorf lange Zeit vergeblich bemüht. 2010 mussten Luzia Hasler und ihr Ehemann Othmar das Kaufhaus, das sie 1967 von Othmar Haslers Eltern übernommen hatten, schließen. „Früher ist das Geschäft gut gegangen“, sagt die 79-Jährige. Neben Lebensmittel wurde etwa auch Werkzeug in dem im 19.Jahrhundert gegründeten Geschäft verkauft. „Aber mit der Zeit kamen immer weniger Kunden, die Supermärkte haben uns alle weggenommen“, sagt Luzia Hasler. Ihr Mann– er starb im Vorjahr – hatte bis zuletzt gehofft, einen Nachfolger für den Traditions-Laden zu finden.

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