Als Bürgermeister nie Privatperson

Als Bürgermeister nie Privatperson
Wie viel Geld wird Ortschefs gezahlt, und verdienen sie das auch? Zwei Bürgermeister berichten über ihren Job.

Auch wenn die politischen Auffassungen zwischen den Ortschefs Ingrid Salamon (SPÖ) aus Mattersburg und dem Stotzinger Bürgermeister Wolfgang Kostenwein (ÖVP) diametral entgegensetzt sind – in einem sind sich die beiden einig: "Wegen des Geldes darf man den Job eines Bürgermeisters nicht machen."

3767 Euro macht das Salär von Salamon 14 Mal jährlich aus. Brutto. Netto sind es in etwa 2400 Euro, "davon werden noch 12 Prozent Parteisteuern abgezogen", sagt die Mattersburgerin. Repräsentationskosten wie etwa für ein Fass Bier fürs Bauermühle-Fest müsse sie von ihrem eigenen Säckel bezahlen. Einen Topf für derartige Ausgaben gebe es nicht. Und die Arbeitszeit möchte sie auch nicht penibel aufrechnen: "Nach 40 Stunden ist die Geschichte noch nicht vorbei." Wenn sie es sich recht überlege, ist ihre Arbeitswoche mit 60 Stunden abgedeckt.

"So viele werden es bei mir nicht sein", sagt Wolfgang Kostenwein. Er rechnet auch nicht nach. "Denn, was ist privat und was ist Dienst?" Wenn er im Gasthaus in Stotzing mit Menschen zusammensitzt, die ihm ihre Problemchen erzählen oder ihn am Schmäh haben, "bin ich da Bürgermeister oder Privatperson?". Das sei schwer zu unterscheiden.

Dennoch: Von 2400 Euro netto könne er nur träumen. Sein Bezug liegt bei 2000 Euro brutto (minus fünf Prozent Parteisteuern), 1400 Euro netto. Ihm sei aber klar, dass er als Bürgermeister einer Gemeinde mit 815 Einwohnern (Mattersburg zählt derzeit 7150), mit einem Wirtshaus und einem Bäcker – den klassischen Nahversorger gibt es nicht mehr – nicht das verdienen könne wie seine Kollegin.

Die Probleme bzw. die Arbeit eines Bürgermeisters einer kleinen Gemeinde ähneln zwar jener einer Stadt, so

Kostenwein, "aber Unterschiede gibt es dennoch". Er wolle zum Beispiel nicht Bürgermeister von Zürs am Arlberg sein, nicht nur deshalb , "weil ich nicht so gut Skifahren kann", sondern weil es sich dort "ganz anders abspielt".

Auch wenn Salamon und Kostenwein unterschiedliche Gehälter bekommen und unterschiedlichen Parteien angehören, sind sie sich bei einem weiteren Punkt einig. Was es heißt, ein guter Bürgermeister zu sein: "Man muss die Bürgernähe suchen und mit beiden Ohren bei der Bevölkerung sein." Und: "Das Amt mit Freude und Leidenschaft ausüben." Oft gehe es nur um Kleinigkeiten, wie einem jungen Bürger einen Ferialjob zu verschaffen.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum sowohl Ingrid Salamon als auch Wolfgang Kostenwein bei den Wahlen vor fünf Jahren mehr Sympathien entgegengebracht wurden als ihren Parteien. Salamon bekam knapp 66 Prozent, während die SPÖ 55 Prozent erhielt. Bei Kostenwein war es nicht so eklatant: Er erhielt mehr als 68 Prozent, die Partei 63.

Dass die beiden wieder den jeweiligen Bürgermeistersessel besetzen dürfen, davon darf man ausgehen. Nicht zuletzt deshalb, weil es an "ernst zu nehmenden" Gegenkandidaten fehle. Ein Mattersburger Banker rechnet sogar damit, dass Ingrid Salamon noch mehr Stimmen bekommen werde als zuletzt. Und eine Stotzinger­in meint: "Der Wolfgang macht die Sache gut. Warum sollte er nicht wieder zum Bürgermeister gewählt werden?"

Am Abend des 7. Oktober wird man mehr wissen.

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