Ärztemangel: Pensionierungswelle rollt an

Ärztemangel: Pensionierungswelle rollt an
70 Prozent der praktischen Kassenärzten sind bis 2025 im Pensionsalter.

"Fünf Stellen für Kassenplätze waren ausgeschrieben und wir hatten lediglich für zwei Bewerber", sagt Ärztekammer Direktor Thomas Bauer im KURIER-Gespräch. Selbst für eine Stelle als Allgemeinmediziner in Eisenstadt gab es nur vier Bewerbungen. "Früher hätte es sicher 20 gegeben", sagt Bauer. Doch es ist kein Burgenland-spezifisches Problem. Auch in Niederösterreich können eigentlich attraktive Stellen nicht besetzt werden, wie in Purkersdorf, wo sich kein Kinderarzt findet.

Eine Lösung des Problems scheint allerdings nicht in Sicht. "Es wird eng werden", meint Bauer. Denn bis 2025 werden von 142 praktischen niedergelassenen Ärzten, 110 älter als 65 Jahre sein. "Wir haben Glück, dass unsere Ärzte durchschnittlich bis 64 Jahre arbeiten, zwölf Kollegen sind noch aktiv, obwohl sie schon älter als 65 sind", erklärt Bauer. Mit dem Nachwuchs schaut es schlecht aus.

Unattraktiv

"Der Job des Allgemeinmediziners ist nicht mehr so interessant, wie er früher war", sagt Ärztekammer-Präsident Michael Lang. Das sei kein spezifisches Problem im Burgenland, sondern es ist in ganz Österreich problematisch. Aus dem Studium kommen zur Zeit wenig Ärzte nach. Fast 30 Prozent der Jungärzte gehen nach dem Abschluss ins Ausland, heißt es von der Ärztekammer. "Diejenigen, die da bleiben, haben mehr Interesse am Facharzt, was schade ist", sagt Bauer. Die Bedingungen im niedergelassenen Bereich müssten verbessert werden. "Die Belastungen nehmen zu. In letzter Zeit wird auch Misstrauen mit Mysteryshoppern geschürt, das macht den Beruf nicht attraktiver", sagt Lang.

Gruppenpraxen könnten ein Teil der Lösung sein. "Die Jungen wollen heute keine Einzelkämpfer mehr sein. Mehr als die Hälfte der Absolventen sind Frauen, der Job mit Nacht- und Wochenenddiensten ist nicht so attraktiv, wenn man eine Familie hat", meint Bauer.

Landarzt

Besonders schwierig zu besetzen sind Stellen, die weit weg von den Zentren sind. "In Jennersdorf suchen wir schon sehr lange einen Gynäkologen, bis jetzt gab es keine Bewerber. Wir sind schon skeptisch, ob wir dort jemanden finden", sagt Bauer.

Auch in Niederösterreich gibt es viele offene Stellen, acht Allgemeinmediziner und sieben Fachärzte werden gesucht. Und das nicht erst seit kurzem: "Die Stellen in Aspangberg-St. Peter und in Gresten sind bereits zum zwölften Mal ausgeschrieben. Psychiater in Lilienfeld und Gänserndorf werden seit 15 und 14 Monaten gesucht", sagt Birgit Jung von der Ärztekammer NÖ.

In den burgenländischen Spitälern gibt es ebenfalls offene Stellen für Mediziner. "Die Krages hat massiv ausgeschrieben, 19 Stellen in allen Bereichen: Fach-, Assistenz- und Turnusärzte werden gesucht", sagt Bauer. Doch in ganz Österreich fehlt es an Ärzten.

Lang sieht vor allem den Bund gefordert, der jetzigen Situation entgegenzuwirken, damit die ärztliche Versorgung weiterhin flächendeckend aufrecht erhalten werden kann.

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