95 Prozent für Franz Steindl

95 Prozent für Franz Steindl
ÖVP-Landesparteitag: Steindl wurde für vier weitere Jahre zum Obmann gewählt. Aber es gab auch Kritik.

Dass die ÖVP eine christlich-soziale Partei ist, zeigt sich auch daran, dass sie verlorene Schäfchen heimholen will: "Ich wünsche mir", sagte ÖVP-Chef Franz Steindl am Ende des Landesparteitages Samstagmittag in Pamhagen, "dass man diejenigen, die vielleicht mehr Zurufer als Zuarbeiter sind, als Zuarbeiter gewinnt". Der mit rund 95 Prozent (2007: 97,5 Prozent) der 261 gültigen Delegiertenstimmen für vier Jahre wiedergewählte Steindl nannte zwar keine Namen, dem Auditorium beim 28. Ordentlichen Landesparteitag in der Vila Vita war aber klar, wer gemeint war.

Wie schon beim letzten Parteitag 2007 setzte Burgenlands ÖVP wieder auf steirische Ezzes, aber diesmal holte man mit dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl gleich den Schmied. 2007 war Vizelandeshauptmann Hermann Schützenhöfer eingeladen. Doch während der im Land die Nummer zwei blieb, ist Nagl ein echter Siegertyp, der 2003 die 60-jährige rote Dominanz in der Hauptstadt der grünen Mark beendet hat.

Drei Ziele

95 Prozent für Franz Steindl

Einen idealeren Zuarbeiter hätten sich Steindl & Co. angesichts der im Oktober 2012 anstehenden Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen in den 171 Kommunen des Landes kaum wünschen können, will doch die ÖVP zu ihren 79 Ortschefs weitere hinzugewinnen.

Das politische Rahmenprogramm dazu fasste Steindl in drei Ziele: Die Lebensqualität im Land soll ausgebaut werden. Dazu gehört, dass jeder der im Burgenland arbeiten will, hier auch einen Job finden soll. Zweitens sollen die Gemeinden kräftig unterstützt werden, wobei Zusammenlegungen - wie in der Steiermark - kein Thema sind, wohl aber Kooperationen. Erneuert wurde auch das Bekenntnis zur Energieunabhängigkeit des Landes, wobei jeder Bezirk einen anderen Schwerpunkt setzen könnte.

Steirischer Brauch

Nagl sollte dann erklären, wie man die Roten schlagen kann - überall. "Wer die Gemeinden gewinnt, gewinnt das Land". Um auf die Siegerstraße zu kommen, empfahl der Stadtchef "noch besser zuzuhören", um zu erfahren, wie "die Menschen leben, welche Werte sie verbinden und welche Ziele sie verfolgen".

Von einem Parteitags-Redner nicht unbedingt zu erwarten war der Befund, dass "die Demokratie zwar auf Parteien fuße, diese aber oft selbst nicht mehr demokratisch seien". Weil in der Bevölkerung ein "massiver Wunsch mitzugestalten" bestehe, will Nagl Modelle direkter Demokratie nach Schweizer Vorbild.

Noch weniger zu erwarten war dann freilich die Kritik an der Parteispitze, die Helmut Tury übte. Der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer erinnerte Steindl an seine Ansage, Nummer eins im Land werden zu wollen, um dann trocken anzumerken: "Von der Nummer eins sind wir weiter entfernt als je zuvor". Zum KURIER sagte Tury, die ÖVP müsse, wenn nötig, gegenüber der SPÖ kantiger auftreten. Keine Einzelmeinung, allerorten erntete Tury Schulterklopfen - mehr aber nicht.

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