60 Jahre KURIER: 7 Fragen, 7 Antworten

60 Jahre KURIER: 7 Fragen, 7 Antworten

Thomas Kralinger, Helmut Brandstätter und Christian Skalnik haben mit atmedia.at-Chefredakteur Christoph Silber über den KURIER, seine Aufgabe(n) und die Zukunft gesprochen.

Was war Ihr erster Kontakt oder Ihre erste Erinnerung den KURIER betreffend?

Bei uns zu Hause gab es immer viele Tageszeitungen, natürlich auch den KURIER. Ein Bild aus meiner Kindheit hat sich eingeprägt: mein Vater hinter der aufgefalteten Doppelseite. Mit dem Gymnasium begann mein eigenes Interesse für Zeitungen. Vor allem Sonntags wurde der KURIER sofort in seine einzelnen Bücher aufgeteilt und mit meinem Bruder habe ich natürlich um den Sportteil gestritten. Während des Studiums hatte ich bereits mein erstes Abo und an meiner Überzeugung für den KURIER hat sich bis heute nichts geändert.

Der KURIER wird 60 – ein Grund für Wehmut ob der guten alten Zeiten?

Der KURIER ist alterslos – gestern wie heute jugendlich im Auftritt. Wir sind gedruckt und digital zu jeder Tageszeit für unsere LeserInnen verfügbar, inhaltlich am Puls der Zeit. Stolz sind wir auf unsere Geschichte und Tradition, ganz besonders in ethischen und sozialen Fragen. Vom Kohlenzug bis zum KURIER-Lernhaus. Der KURIER hatte auch immer die besten Autoren des Landes, daran hat sich bis heute nichts geändert. Wir blicken mit großer Freude zurück und mit Optimismus in die Zukunft.

Was sagen Sie jemanden, der Sie fragt, warum er/sie zum KURIER greifen soll – egal ob Print, online, ePaper oder als Tweet?

Das KURIER-Medienhaus hat die beste Berichterstattung über Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Gesundheit, Leben, Gesellschaft. Jeden Donnerstag die Schwerpunkte KMU und Motor, am Freitag das beste Fernsehmagazin, Samstags die einzigartige KURIER freizeit, den besten Stellen- und Immobilienmarkt. Sonntags die größte Auflage für große Interviews und das Reisemagazin. Kurz: Für jeden Wochentag der beste Überblick zu allen relevanten Themen.

Worin liegt die gesellschaftspolitische Aufgabe des KURIER, was kann denn eine Zeitung tun, bewirken?

Unabhängigkeit und Pressefreiheit sind das Fundament, auf das wir aufbauen können. Qualitätsmedien sind die 4. Säule einer lebendigen demokratischen Gesellschaft. Den Mächtigen auf die Finger blicken und fallweise auch auf die Füße treten, verpflichtet den Lesern und im Bewusstsein einer staatspolitischen Verantwortung, als ideale Plattform für den politischen Dialog. Aber wir zeigen Probleme nicht nur auf, sondern übernehmen auch selbst Verantwortung: Dies belegen unzählige KURIER-Sozialprojekte der letzten Jahrzehnte.

Der KURIER nennt sich mittlerweile Medienhaus. Was soll/muss dieses Medienhaus können? Was dürfen sich Konsumenten erwarten?

Das KURIER-Medienhaus ist das Qualitätssiegel für alle unsere Angebote, gedruckt oder digital. Wir haben in den letzten Jahren unser Portfolio mit der KURIER-App, kurier.at, freizeit.at oder auch den Marken Gault&Millau, Futurezone, events.at und film.at konsequent ausgebaut und folgen damit dem Leserwunsch, themenspezifische Inhalte rasch und vor allem überall und zu jeder Zeit zu finden. Die LeserInnen können sich bei allen unseren Angeboten hohe Qualität bei Berichterstattung, Services oder Empfehlungen erwarten.

Nachrichten verteilen sich immer schneller und über alle möglichen Kanäle. Gleichzeitig müssen Verlage sparen. Kann Journalismus unter solchen Umständen überleben?

Das klassische Geschäftsmodell der Tageszeitung ist unter Druck. Aber diesen Druck verspüren derzeit viele Branchen. WIR müssen uns verändern, an neuen Lesegewohnheiten, geänderten Interessen sowie neuen Medienangeboten orientieren. Aber ich bin überzeugt, dass die gut und mit hoher journalistischer Qualität gemachte Zeitung und der digitale Auftritt auch in der Zukunft zahlende LeserInnen finden wird. Wichtig ist das Vertrauen der LeserInnen, das wir wie eine empfindliche Pflanze pflegen müssen.

Wie wird der KURIER mit 75 sein – längst in Pension?

Das KURIER-Medienhaus wird in 15 Jahren mit Sicherheit anders aussehen, in jedem Fall den digitalen Wandel vollzogen haben. Die Redakteure der Zukunft werden die LeserInnen des KURIER nahezu in Echtzeit mit aktuellen Informationen und den besten Hintergrundgeschichten versorgen. Der KURIER-Abonnent wird auf ein noch größeres Zusatzangebot zugreifen können, vernetzt mit den Artikeln über sein Lesegerät, etwa zur Filmkritik die Kinokarte mit Platzreservierung oder den Download des Films von der Videoplattform bestellen können. Wer 60 Jahre Erfolg gehabt hat, ist auch für die Zukunft gerüstet.

Was war Ihr erster Kontakt oder Ihre erste Erinnerung den KURIER betreffend?

Ich bin von Zeitungen fasziniert, seit ich lesen kann. Einen Fernseher gab es bei uns erst, als ich 15 war. Mein Vater hat immer alle Zeitungen nach Hause gebracht, von der Arbeiter-Zeitung bis zum Volksblatt, und natürlich auch den KURIER. Im Gymnasium habe ich mir dann den KURIER immer gemeinsam mit einem Freund vor der Schule gekauft, wegen der Sportseiten. Je älter ich wurde, umso größer wurde das Fernweh. Da las ich dann besonders gerne die Reportagen von Heinz Nußbaumer.

Der KURIER wird 60 – ein Grund für Wehmut ob der guten alten Zeiten?

60 ist doch ein schönes Alter, hoffe ich jedenfalls. Der KURIER hat tatsächlich eine große Geschichte, bedeutend für unser Land. Aber das ist kein Grund für Wehmut, eher für genaue Analysen: Was wurde richtig gemacht, wo wurden Fehler begangen? Aus der Geschichte kann man immer lernen, wenn man nur will. Und eines bleibt uns ja: Der KURIER wurde immer mit einer anständigen Wertehaltung geschrieben, das bleibt uns und unseren Nachfolgern als Auftrag.

Was sagen Sie jemanden, der Sie fragt, warum er/sie zum KURIER greifen soll – egal ob Print, online, ePaper oder als Tweet?

Die Redaktion plagt sich täglich. Das alleine reicht natürlich noch nicht, ist aber eine gute Voraussetzung. Es gelingt uns, glaube ich, meistens, eine gute Zusammenfassung von relevanten Ereignissen zu bringen. Wer nicht stundenlang im Internet surfen will, um sich wesentliche Informationen zusammenzusichern, kann sich auf uns verlassen. Und auch wichtig: Wir haben viele hervorragende Autoren, die wirklich gut und auch amüsant schreiben können. Da müsste man im Internet lange suchen.

Worin liegt die gesellschaftspolitische Aufgabe des KURIER, was kann denn eine Zeitung tun, bewirken?

Wir sind Journalisten, keine Missionare, aber auch keine Politiker. Im Idealfall spielen wir den „Watchdog“, den Wachhund der Demokratie. Also ist unsere nobelste Aufgabe, die politisch Handelnden aufmerksam zu beobachten und, wenn notwendig, zu kritisieren. Wir sind aber auch das Sprachrohr der Bevölkerung. Wenn immer mehr Schüler und Eltern mit der Schule unzufrieden sind und sich die Bildungspolitik im Kreis dreht, müssen wir aufschreien. Und schließlich gehört soziales Engagement zum KURIER-Markenkern.

Der KURIER nennt sich mittlerweile Medienhaus. Was soll/muss dieses Medienhaus können? Was dürfen sich Konsumenten erwarten?

Wo KURIER draufsteht, ist KURIER drinnen, egal ob jemand in der Früh die Zeitung aufschlägt oder in der Nacht News aus der Technologiebranche auf futurezone.at liest. Also es gilt immer unser Redakteursstatut, das unsere Grundwerte umfasst und den Redakteuren jegliche journalistische Freiheit garantiert. Auch unserem Karikaturisten Pammesberger übrigens. Im Medienhaus KURIER werden mehrere Marken zusammengefasst, die alle für unabhängigen Journalismus stehen. Das ist unsere Überlebensgarantie.

Nachrichten verteilen sich immer schneller und über alle möglichen Kanäle. Gleichzeitig müssen Verlage sparen. Kann Journalismus unter solchen Umständen überleben?

Journalismus wird es immer geben, es wird immer irgendjemand über interessante Ereignisse berichten. Wir müssen dafür sorgen, dass dies anständig und professionell geschieht. Also ist die Ausbildung junger Leute ein zentraler Punkt. Leistung kostet Geld. Gratiszeitungen werden auch bezahlt, aber hinter diesen Zahlungen stehen klare Interessen. Mündige Bürger werden immer für guten Journalismus bezahlen.

Wie wird der KURIER mit 75 sein – längst in Pension?

Nein, für den KURIER gibt es auch die Rente mit 75 nicht. Die Marke KURIER mit den vielen Submarken wird bestehen. Und sie wird auch in 15 Jahren noch für guten Journalismus stehen. Wir, und dann später unsere Nachfolger, werden uns noch mehr mit dem Thema Finanzierung beschäftigen müssen. Aber das gilt für alle Medien, nein das gilt für alle Produkte. Das Schlagwort heißt „Lebenslanges Lernen“, warum sollte das mit 60, oder dann mit 75 aufhören?

Was war Ihr erster Kontakt oder Ihre erste Erinnerung den KURIER betreffend?

Im Haushalt meiner Kindheit waren Zeitungs-Abos unbezahlbarer Luxus. So musste ab der Mittelschule mein Taschengeld daran glauben. Was ich zunächst vom KURIER hatte, war Ärger: Ich musste beim Direktor vorsprechen, weil ich zum wiederholten Male beim Unter-der-Schulbank-Lesen erwischt worden war. Der war zum Glück einsichtig und hat mir in der Folge gelegentlich sogar seine ausländischen Zeitungen überlassen.

Der KURIER wird 60 – ein Grund für Wehmut ob der guten alten Zeiten?

Der KURIER hat zu vielen medialen und gesellschaftlichen Entwicklungen entscheidend beigetragen. Aber der einzige Grund für Wehmut wäre doch, wenn den „guten alten Zeiten“ keine besseren gefolgt wären. Jede Zeit(ung) kann nur so gut sein, wie die Möglichkeiten derer, die sie gestalten. Und heute sind diese nicht zuletzt durch die Digitalisierung um vieles größer geworden. Allen Unkenrufen zum Trotz bin ich davon überzeugt, dass der Journalismus generell heute mehr leistet denn je.

Was sagen Sie jemanden, der Sie fragt, warum er/sie zum KURIER greifen soll – egal ob Print, online, ePaper oder als Tweet?

Für mich stellt sich die Frage „Print oder Online?“ nicht. Unser Ziel ist, die bestmögliche Kombination aus allen Kanälen zu bieten. Auch die beste Zeitung kann Breaking News nun mal nicht innerhalb von Sekunden aufs Handy liefern – und umgekehrt kann die schnelle Online-Meldung nicht sofort Bedeutung und Hintergründe eines Geschehens erklären. Derzeit arbeiten wir intensiv daran, die Kompetenzen aus beiden Welten so zu bündeln, dass alle Kanäle zusammen ein abgestimmtes Gesamtpaket für den ganzen Tag ergeben.

Worin liegt die gesellschaftspolitische Aufgabe des KURIER, was kann denn eine Zeitung tun, bewirken?

Kontrolle und das Aufdecken von Korruption und Missständen wird immer wichtig bleiben. Zunehmend aber auch Aufklärung: Penibel recherchierte Fakten präsentieren, wo andere fahrlässig Vorurteile bedienen. Lösungswege aufzeigen, wenn populistische Hetze Menschenverachtendes fordert. Die direkte Kommunikation über die digitalen Kanäle wird dazu führen, dass wir noch schneller und genauer wissen, welche Sorgen, Nöte und Empörungen unsere Leserinnen und Leser plagen.

Der KURIER nennt sich mittlerweile Medienhaus. Was soll/muss dieses Medienhaus können? Was dürfen sich Konsumenten erwarten?

Früher gab es die Morgenzeitung und die Abendnachrichten im TV. Das Medienhaus ist die Antwort auf den viel differenzierter gewordenen Medienkonsum. Heute liefern wir die ersten Meldungen des Tages aufs Handy, bringen die Updates tagsüber auf der Website und beleuchten das Tagesgeschehen in weiterführenden Analysen der gedruckten Zeitung. Neben den Print-Beilagen bieten Portale wie futurezone.at, gaultmillau.at oder film.at auch digital die Möglichkeit, sich in Special-Interest-Themen zu vertiefen.

Nachrichten verteilen sich immer schneller und über alle möglichen Kanäle. Gleichzeitig müssen Verlage sparen. Kann Journalismus unter solchen Umständen überleben?

Journalismus wird nicht nur überleben, sondern gerade wegen der zunehmenden Informationsflut als verlässliche Orientierungshilfe immer wichtiger werden. Ich bin überzeugt davon, dass er – auch wenn die Print-Auflagen derzeit weltweit zurück gehen – auch weiterhin in gedruckter Form seine Leserinnen und Leser finden wird. Zeitungen, die es schaffen, sich im Sinn eines Medienhauses neu zu positionieren, prophezeie ich sogar eine Renaissance. Der KURIER ist am besten Weg dorthin.

Wie wird der KURIER mit 75 sein – längst in Pension?

Der Kurier wird auch in 15 oder 30 Jahren sein, was er immer war: Eine kritische Stimme und ein verlässlicher Begleiter in allen Lebenslagen. In welcher Form die Leserinnen und Leser in Zukunft unsere Nachrichten und Services letztlich nutzen werden, muss für uns zweitrangig sein. Was wir heute lernen ist umzudenken, neue Erzählformen zu entwickeln und flexibel auf die veränderten Ansprüche zu reagieren. Qualität und guter Journalismus werden sich am Ende immer durchsetzen. Die dafür nötigen Geschäftsmodelle werden sich entwickeln.

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