Auf dem Weg zum Hightech-Farming

Längst Realität: Satellitenunterstützte Ernte
Österreich im Jahr 2030: Drohnen scannen Äcker, Datenmanagement per Traktor.

Vorhersagen sind ein Problem, wenn sie die Zukunft betreffen. Trotzdem sind Prognosen für die Planung im Agrarbereich unerlässlich. Wie die heimische Landwirtschaft im Jahr 2030 aussehen wird, hängt von Rahmenbedingungen ab, die von der österreichischen Politik nicht beeinflusst werden können.

Bis 2030 soll die Weltbevölkerung von derzeit knapp unter sieben Milliarden auf 8,5 Milliarden steigen. Die Nachfrage nach Lebensmitteln wird deutlich zunehmen. Laut OECD muss daher die globale Nahrungsmittel-Produktion bis 2050 um 60 Prozent zunehmen.

Weniger Anbaufläche

Doch in Österreich und anderen europäischen Ländern werden die Flächen für die Landwirtschaft nicht mehr, sondern weniger. Grünland wird in Bauland umgewidmet und für den Wohnbau, Straßenbau oder für Betriebsansiedelungen verwendet.

Dazu kommen die neuen Prioritäten. Auch wenn die Ernährungssicherheit weiterhin "ein Oberziel" bleibt, sieht Universitätsprofessor Klaus Eder vom Institut für Tierernährung und Ernährungsphysiologie der Universität Gießen neue Prioritäten. "Der Fokus der Gesellschaft hat sich von der Produktion in Richtung Umwelt verschoben. Die Aspekte Gesundheit, Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit, Tierwohl sowie die Erhaltung der biologischen Vielfalt werden künftig von zunehmender Bedeutung."

Derzeit werden in Österreich 20 Prozent der Agrarflächen für die Biolandwirtschaft genutzt. Der Ertrag in der Biolandwirtschaft ist um durchschnittlich ein Fünftel geringer als in der konventionellen Landwirtschaft.

Das Ziel lautet also mehr Ökologie plus Ertragssteigerungen. Für Universitätsprofessor Andreas Gronauer von der Universität für Bodenkultur in Wien ist eine höhere Produktivität ohne eine zusätzliche Belastung der Umwelt kein Widerspruch. "Wir schöpfen die Ertragsziele nicht aus. "

Höhere Erträge

Studien hätten gezeigt, dass in Ländern wie Österreich, Ungarn oder Tschechien die Ernteerträge durch eine smarte Landwirtschaft um bis zu 25 Prozent gesteigert werden können.

Gronauer nennt ein Beispiel: Düngemittel gleichmäßig auf die Äcker zu verteilen ist Unfug, weil die Bodenverhältnisse nicht überall gleich sind. Manche Ackerflächen brauchen mehr Dünger, andere weniger. Für die richtige Dosierung ist eine umfangreiche Dokumentation über die Bodenverhältnisse notwendig.

Daten-Management

"Den Traktor der Zukunft kann man sich als Zentrale für Datenmanagement und Informationsmanagement vorstellen", erläutert Gronauer. Die Daten werden per WLAN an den PC übermittelt und dort verarbeitet. Die Steuerung von landwirtschaftlichen Geräten wie Mähdreschern per GPS-Signal ist bereits möglich. Künftig werden wohl auch Traktoren vom PC gesteuert. Automatische Erntemaschinen werden viel mehr im Einsatz sein.

Damit wird der Beruf neu definiert. Datensammlung über Ernteerträge oder Schädlingsbefall mithilfe von Flugdrohnen sowie komplexe Computerprogramme und automatische Steuerungsprozesse haben wenig mit dem Klischee einer ländlichen Idylle zu tun. Die Anforderungen an die Ausbildung der Landwirte werden daher deutlich steigen. Eine weitere Professionalisierung ist unvermeidlich.

Klimawandel

Zumal sich durch den Klimawandel mit höheren Jahres-Durchschnitts-Temperaturen die Rahmenbedingungen ändern. Die Anbauflächen für hitzeresistente Pflanzen wie Mais, Sonnenblumen oder Hirse müssen ausgeweitet werden. Bei Hitzestress verlangsamt sich das Wachstum von Nutztieren und Kühe geben weniger Milch. Die Fans von wärmeliebenden Weinsorten wie Chardonnay oder Pinot noir dürfen sie freuen. Die Anbauflächen für Wein steigen.

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Wenn die Weltbevölkerung wächst, sollten wegen der steigenden Nachfrage auch die Lebensmittel-Preise anziehen. Die Wirtschaftskrise hat diesen Trend vorerst ins Gegenteil verkehrt. Das zeigt der Nahrungsmittel-Preisindex der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, mit einem Durchschnittswert für Fleisch, Milchprodukte, Getreide, Öle und Fette sowie Zucker. Ausgangsbasis für diese Berechnung sind die Jahre 2002 bis 2004 (100 Punkte).Die nun niedrigeren Erzeugerpreise bei den meisten Produktgruppen haben allerdings nicht zur Folge, dass auch die Verbraucherpreise entsprechend nachgegeben haben.

Keine Kostendeckung

Vor allem die heimischen Milch- und Schweinebauern haben derzeit ein massives Problem, weil sie kaum kostendeckend produzieren. Für die österreichischen Bauern mit ihren im EU-Vergleich sehr kleinen Betriebsgrößen sind höhere Erzeugerpreise eine Überlebensfrage.

Auf dem Weg zum Hightech-Farming
Schon in den vergangenen Jahrzehnten gab es einen Trend, der sich auch in den kommenden fünfzehn Jahren fortsetzen wird. Die Zahl der Betriebe sinkt jedes Jahr um 1,4 bis 1,7 Prozent. Im Jahr 1995 betrug die Durchschnittsgröße eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs 29,9 Hektar. 2013 waren es bereits 44,2 Hektar.

Das Verhältnis von Nebenerwerbsbetrieben zu den Haupterwerbsbetrieben wird sich auch in Zukunft zugunsten der Haupterwerbsbetriebe verändern. Die technische Ausstattung wird sich laufend verbessern.

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